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Wetterextreme machen den Rittern zu schaffen

Von NICO GRÜNKE 18.07.2010, 15:08

VITZENBURG/MZ. - Das tat allein vom bloßen Hinschauen weh: Der schwarze Ritter Wilhelm von Leising und der gelbe Carl Conrad von Cottbus galoppieren auf ihren Pferden immer schneller werdend aufeinander zu. Die langen Lanzen dabei auf das jeweilige Gegenüber gerichtet. Und dann kracht's heftig. Die massive Lanze des gelben Ritters zersplittert am schützenden Schild des schwarzen Ritters, der ob der immensen Stoßwirkung sichtlich Mühe hat, sich auf dem Rücken seines Pferdes zu halten. Das hat gesessen. Beeindruckt zeigt sich nicht nur Wilhelm von Leising, sondern auch das Publikum, das am Samstag den Weg ins beschauliche Vitzenburg gefunden hat, um auf dem dort gelegenen Schlosshof beim großen Ritterspektakel auf dem Schloss live dabei zu sein.

Dabei erlebten die zahlreichen Zuschauer genau wie die sieben ritterlichen Akteure gleich mehrere Extreme - auch rein wettertechnisch betrachtet. "Am Mittag war's noch ziemlich heiß", kommt Wilhelm von Leising, der mit bürgerlichem Namen Volker Schäfer heißt und wie die meisten seiner Ritterkollegen aus Brandenburg stammt, auf die erste Vorstellung seines Teams am Samstag zu sprechen. Knapp eine dreiviertel Stunde hatten die "Ritter der Kronen Europas", wie sich das Ensemble nennt, bei hochsommerlichen Temperaturen ihre Schaukämpfe ausgetragen. Rund drei Stunden später flogen die Streitäxte und kreuzten sich Lanzen und Schwerter im Gegensatz dazu dann im strömenden Regen.

Volker Schäfer fand es prima, dass das Gros der Zuschauer auch dann tapfer ausharrte, als es wie aus Kübeln goss. Sichtlich geschafft sind er sowie sein ritterliches Gefolge nach dem gerade absolvierten zweiten Auftritt. Noch um einiges mehr hatte da wohl schon der erste Auftritt geschlaucht, der unter drückender Mittagssonne über die Bühne ging. Unter Helm und Brustpanzer sei ein solcher Auftritt in sengender Hitze fast unerträglich. "Darum hatten wir einige Rüstungsteile weggelassen", erklärt Schäfer. Selbst die Pferde seien zu dem Zeitpunkt ganz bewusst nicht mit den das Spektakel optisch bereichernden Umhängen versehen worden. "Auch denen wollten wir angesichts der Temperaturen das Leben ein wenig leichter machen". Ein weiteres probates Mittel gegen eventuell einsetzende Schwindelgefühle sowie drohende Kreislaufschwäche sei das ohnehin hinlänglich bekannteste: Literweise Wasser zu sich nehmen sei im Prinzip das Allerwichtigste. Doch selbst das reiche in dem Fall noch nicht aus. "Außerdem müssen wir ständig im Training stehen", sagt Volker Schäfer. Er selbst tue das schon über einen ausgesprochen langen Zeitraum. Bereits seit zwanzig Jahren gibt er, wie er sagt, hoch zu Ross den Cowboy, den Indianer oder wie am Samstag eben den Ritter.

Mit seinem Team "Ritter der Kronen Europas" sei er seit nunmehr zirka fünf Jahren bundesweit unterwegs. Eine Zeit, die offensichtlich ausreichend war, um die Kämpfe nahezu perfekt einzustudieren und das Spektakel möglichst echt wirken zu lassen. "Das sind wir dem Publikum schuldig. Der Unterhaltungswert soll so hoch wie möglich sein", erklärt Tim Müller. Als einziger des Teams stamme der gelernte Pferdewirt aus den alten Bundesländern und bekomme deshalb oft den Flachs der anderen zu spüren. Dass die Chemie im Team stimmt, mache sich auch bei den Auftritten bemerkbar, weil auch hier komödiantische Züge einfließen würden, die sich die Mitglieder zuvor gemeinsam einfallen lassen. Eine gute Show wollten sie auch noch einmal am Abend bieten. Dann sogar mit brennenden Reifen und Schwertern.