Wertvoller Rohstoff Wertvoller Rohstoff: Welches steinige Geschäft die Tollwitzer Kieswerke heute betreiben

Tollwitz - Ein echtes Werk vermisst man auf dem Gelände, stattdessen findet fast alles unter freiem Himmel statt. Es kommen und fahren die Lkw am laufenden Band, kippen Schutt ab oder transportieren Kies und Sand. Die Tollwitzer Kieswerke, die direkt an der Landesstraße 187 zwischen Bad Dürrenberg und der Autobahn 9 liegen, bauen dort seit 30 Jahren Kies und Sand ab. Das Hauptgeschäft sind aber mittlerweile Abriss- und Erdbauarbeiten.
Kies aus Tollwitzer Werk geht unter anderem an eine hallische Betonfirma
Gleichmäßig rieselt der Sand vom Band. Frisch gewaschen kommt er aus der Anlage und bildet einen immer größer werdenden Berg. „Wir bauen hier Kies und Sand ab“, sagt Geschäftsführerin Claudia Straube. Der Rohkies kommt in die Kiesaufbereitungsanlage und wird nach Größe getrennt und gewaschen, so dass Haufen mit verschiedener Körnung entstehen sowie auch Sand. „Je mehr Kies in dem Gemisch ist, desto besser“, sagt Straube.
Denn der werde deutlich mehr gebraucht als der Sand. Seit vielen Jahren hätten sie beispielsweise einen Vertrag mit einer halleschen Betonfirma, die den Kies benötigt. In diesen Tagen nutzt das Unternehmen die Möglichkeit, bis in den späten Abend hinein Kies aufzubereiten. „Wir planen in diesem Jahr noch die Wartung der Aufbereitungsanlage, haben schon Ersatzteile bestellt und arbeiten daher jetzt vor, um Kies auf Lager zu haben“, sagt Straube, die das Unternehmen zusammen mit Gunter Bauch leitet.
80 Prozent des Geschäftes mit Abrissarbeiten
Angefangen hat jedoch alles 1990 mit ihrem Vater, wie die Geschäftsführerin heute erzählt. „Er hatte gehört, dass die Menschen sich hier schon zu DDR-Zeiten Kies und Sand geholt haben. Da hat er eine Genehmigung zum Abbau beantragt und das Unternehmen gegründet.“ Ein Zeugnis der ersten Jahre steht am Straßenrand, wenn man auf das Firmengelände fährt. „Das ist noch eine alte russische Raupe.“
Der Vater begann mit drei Mitarbeitern, heute zählt das Unternehmen 30. „Das ist auch eine gute Größe“, befindet Straube. Erst 1995 hat ihr Vater dann die Bauschuttrecyclinganlage angeschafft, die als Grundlage für den zweiten Geschäftszweig, die Abriss- und Erdbauarbeiten, diente. In den Folgejahren hat sich das zum immer größeren Bereich entwickelt. „Heute machen wir 80 Prozent unseres Geschäftes mit Abrissarbeiten“, sagt Straube und zählt Projekte aus der Region auf.
Unbelasteter Betonbruch von Abbrucharbeiten bei Staßenbau beliebt
So haben die Kieswerke Tollwitz zuletzt alte Hallen auf dem Gelände der Hochschule Merseburg abgerissen und auch das Querstück des Bad Dürrenberger Gradierwerks gehörte zu den Projekten. In diesen Tagen beginnt zudem die Altlastensanierung am Solewegparkplatz in Bad Dürrenberg. Das Material, das dort ausgehoben wird, muss speziell entsorgt werden und wird nicht auf Gelände der Kieswerke gelangen.
Doch bei anderen Abbrucharbeiten entsteht häufig nicht belasteter Betonbruch, der sehr begehrt ist. „Er wird häufig im Straßenbau verwendet und bietet einen guten Untergrund.“ Gleichzeitig sei der Schutt recycelt eine gute Alternative zu den natürlichen Ressourcen und schont die schwindenden Kies- und Sandvorkommen.
Die Natur holt sich die Kiesgrube wieder zurück
Beim Abbau ist das Unternehmen immer wieder ein Stück weiter gewandert. Dort wo Anfang der 90er Jahre die Bagger rollten, hat sich die Natur wieder ausgebreitet. „Es ist wunderschön geworden und wir haben hier sogar verschiedene seltene Tierarten, die sich angesiedelt haben. Auch der Bienenfresser und Schwalben brüten in den Steilwänden“, sagt Straube. Da es sich für das Unternehmen 2020 um ein besonderes Jahr handelt, möchte Geschäftsführerin Claudia Straube etwas an die Menschen zurückgeben.
Gefeiert wird in diesem Jahr 30 Jahre Kieswerke. Daher sollen jungen Familien mit Kindern, die planen einen Sandkasten anzulegen, ein Big Bag Spielkastensand bekommen. „Die Familien können sich gern bei mir melden“, sagt Straube. Insgesamt 30 dieser Big Bags mit je einer Tonne Sand wolle sie verschenken und sie bei Bedarf auch liefern. (mz)

