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Weniger Restmüll im südlichen Saalekreis Weniger Restmüll im südlichen Saalekreis: Tricksen mit der gelben Tonne?

Von Dirk Skrzypczak 27.11.2015, 19:23
Landet in der gelben Tonne viel zu viel Müll, der da nicht hingehört?
Landet in der gelben Tonne viel zu viel Müll, der da nicht hingehört? Wölk Lizenz

Merseburg - Braunsbedra ist das Sorgenkind, sagt Uwe Schmidt, Betriebsleiter der Abfall-Logistik Leipzig (ALL). Die Firma leert im südlichen Saalekreis die gelben Tonnen. Doch in der Stadt am Geiseltalsee bleiben die Behälter oft auch stehen. „Verunreinigungen sind zwar ein generelles Problem. Aber Braunsbedra fällt da schon negativer auf als andere“, erklärt Schmidt. Statt gebrauchte Verpackungen aus Kunststoff, Metall oder Verbundstoffen stopfen Einwohner auch anderenorts beispielsweise Restmüll, Speisereste, Windeln, Teppichbeläge oder Holzleisten in die gelben Tonnen. Bekommt die ALL das mit, werden die Behälter nicht geleert. Dann ist der Hausbesitzer gefordert, den Müll neu zu trennen - oder eine teure Entsorgung zu beauftragen.

Hausmüll in der gelben Tonne?

Dieses Beispiel ist Wasser auf die Mühlen all jener, die in der Verwiegung des Restmülls im südlichen Saalekreis keineswegs ein Optimum sehen. Die Skeptiker wie Kreistagsmitglied Alfons-Josef Wolff (CDU) aus Hohenthurm halten es für denkbar, dass sich die Menschen im Süden andere Wege suchen, um sich ihres Hausmülls zu entledigen. Die gelbe Tonne etwa. Im Alt-Saalkreis wird der Restmüll nicht gewogen. Hier zahlen die Bürger neben der Grundgebühr für die Anzahl der Leerungen. Ab 1. Januar 2017 wird im gesamten Saalekreis allerdings ein einheitliches System gelten. Und es kristallisiert sich eine Mehrheit im Kreistag für die Verwiegung heraus.

Ein Heer an Umweltsündern oder Tricksern wohnt jedenfalls nicht südlich von Halle, betont der Landkreis. Tatsächlich seien weder bei der illegalen Müllentsorgung in der Natur noch bei einer zweckentfremdeten Nutzung der gelben Tonnen Unterschiede zwischen beiden Entsorgungsgebieten belegbar, meint Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch. „Vielmehr sehen wir in der Verwiegung des Restmülls den entscheidenden Anreiz, Abfälle konsequent zu trennen oder zu vermeiden“, sagt sie.

Seit 1997 haben die schwarzen Tonnen im Raum Merseburg-Querfurt einen Chip, um sie den Verbrauchern zuordnen zu können. Vor der Leerung werden die Tonnen gewogen. Pro Kilo zahlt der Bürger 21 Cent. Der Effekt, der dadurch erzielt wird, sei enorm, heißt es aus der Kreisverwaltung. Mittlerweile liege die Differenz zwischen Nord und Süd im Pro-Kopf-Aufkommen beim Restmüll im Jahr bei fast 60 Kilo.

Auch deshalb glaubt das Schkopauer Gemeinderatsmitglied Andreas Rattunde (Grüne), der selbst viele Jahre im Kreistag saß, „dass sich die Kritiker der Verwiegung wohl nur durch die zukünftigen Daten überzeugen lassen“. In vier Jahren werde es aussagefähige Langzeitdaten geben.

Unterdessen rüstet sich der Saalekreis, um ab 2017 mit dem kommunalen Entsorger MEG aus Merseburg auch den Restmüll im Nordkreis abzuholen. Noch erledigt diese Leistung die private Tönsmeier GmbH, die bei Oppin einen Wertstoffhof betreibt. Tönsmeier sammelt im Norden auch den Abfall aus den gelben Tonnen ein (so wird es auch bleiben). Die MEG zieht es nun ebenfalls nach Oppin und zwar auf ein kreiseigenes Grundstück am Flugplatz. Eine Million Euro sollen 2016 investiert werden, um die Infrastruktur für einen Wertstoffhof aufzubauen. MEG-Geschäftsführer Volker Huth will dort zehn Müllfahrzeuge und das Personal stationieren. Der Kreis plant auf dem Gelände zudem einen Stützpunkt für seinen Straßendienst, was weitere 1,35 Millionen Euro an Investitionen erfordert. Noch hat der Kreisstraßendienst Nord seine Zentrale auf einem Mietgrundstück in der Kaolinstraße in Halle. (mz)

Müllentsorgung im Saalekreis
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