Vorgestellt Vorgestellt: Der gefiederte Hans schlägt jede Briefpost
Mücheln/MZ. - Und das, wie gesagt, ohne erkennbares Fluggerät oder entsprechende Fluglizenz. Es scheint, der Mann schmückt sich mit fremden Federn.
Mit Federn haben seine Meistertitel durchaus zu tun. Fremd allerdings sind sie nicht, denn sie gehören zu seinen Brieftauben. René Kanitz ist ihr Coach, salopp gesagt. Aber mehr noch. Der Müchelner ist Züchter. Was er auf die langen Strecken schickt, hat er gewissermaßen geschaffen, durch Zuchtauswahl seiner besten Pferde im Stall, pardon, seiner besten Tauben im Schlag. Das jedoch ist erst die halbe Miete. Auf meisterschaftliche Höchstleistungen wollen sie erst gebracht sein. Kanitz macht das mit speziellem und exakt regelmäßig verabreichtem Futter, peinlicher Sauberkeit und Pflege sowie mit Training. Täglich zwei Stunden - eine früh, eine abends. Rund ums Karree reicht, sagt er. Was die Fütterung tagsüber betrifft, geht dem gelernten Elektriker sein Vater Horst zur Hand. Eine weibliche Unterstützung wäre ihm sicher auch nicht unrecht, ließ er mit Hinweis auf einen entsprechenden Verlust vor zwei Jahren durchblicken.
Dass ihm einer seiner 70 bestens orientierten Hochleistungssportler jemals davon flattern könnte, ist allerdings kaum anzunehmen. Die wissen dank eines magnetischen Wegweisers im Kopf immer, wo''s lang geht zum aufgeräumten, blitzsauberen Taubenhaus in der Müchelner Karl-Marx-Straße. Und zur stets bestens gefüllten Futterschale. Kunststück: Kanitz betreibt am Haus nebenbei einen kleinen Futterhandel für Tauben und anderes kleines Getier. Ja, und dem Ruf ihres Herrn und Meisters folgen sie alle aufs Wort. Dabei stört es keinen der Langstreckenflieger, dass sie alle den selben Namen tragen. Haben sie auf dem "Tower" über dem Taubenhaus Platz genommen, kommt Bewegung in die Mannschaft, wenn Sohn oder auch Vater Kanitz ruft: "Komm, Hans, komm!". Dann flattert ein Hans nach dem anderen herunter in den Schlag.