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Vom Schiff auf Bike und Rad umgestiegen

11.01.2007, 18:35

Roßbach/MZ/dd. - Neben Weiterbildungen widmet sich der Familienvater dem Thema Ausbildung. 2004 wurde er zum Vorsitzenden der sachsen-anhaltischen Prüfungskommission für die Zweiradmechaniker ernannt. Deshalb beschäftigt sich Uwe Bönicke unter anderem mit aktuellen Prüfungsaufgaben und bereitet Richtlinien mit den Anforderungen für künftige Lehrlinge vor.

Der Handwerksmeister selbst bildet seit 1991 aus. Rund 20 Zweiradmechaniker, Mechatroniker und Bürokauffrauen erlernten bei ihm die Grundlagen ihrer Arbeit. Bis zu sechs Azubis waren gleichzeitig beschäftigt. Derzeit ist es einer, der 19-jährige Stefan Wellner aus Mücheln, der einmal Zweiradmechaniker werden möchte.

An den Nachwuchs stellt der Chef hohe Anforderungen. In Werkstatt und Verkaufsräumen gilt der gute alte Spruch "Ordnung und Disziplin sind das halbe Leben" noch etwas. Nachdem Ex-Lehrling Christian Hascher 2005 Kammersieger, Landessieger und zweiter Bundessieger der künftigen Zweiradmechaniker wurde, sind die Anforderungen natürlich noch ein Stückchen größer geworden.

"Ich möchte auch in Zukunft ausbilden", hat sich der begeisterte Fahrradfahrer vorgenommen. Doch das liege nicht nur an ihm. Allein die Tatsache, dass in der Firma Mitte der 90er mehr als eine Hand voll Mitarbeiter gab und Uwe Bönicke heute mit seinem Azubi allein arbeitet, zeigt den negativen wirtschaftlichen Trend seiner Branche.

Darauf hat sich der gelernte Schiffsmaschinist und Kfz-Mechaniker eingestellt, sein Geschäft auf den Handel auf Fahrräder, Roller und markenunabhängige Motorräder umstrukturiert und den Dienstleistungsservice ausgebaut. "Das Motorrad ist ein Luxusgegenstand geworden. Wartung und Reparaturen sowie der Ersatzteilverkauf machen heute das Gros meiner Aufträge aus", berichtet er. Gleichzeitig sei das Gesundheitsbewusstsein der Leute gestiegen, die Nachfrage nach Rädern gewachsen. Das Angebot "Wir holen, wie reparieren, wir bringen" komme besonders bei den Älteren sehr gut an.

"Doch leider schauen viele beim Kauf nicht nach Qualität. Billig ist geil, ist aber keine gute Einstellung. Wenn es dem Fachhändler schlecht geht, gibt es auch keine Ausbildung", betont der Roßbacher, der schon 13 Jahre lang als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger im Zweiradmechaniker-Handwerk Gutachten für Gerichte von Hamburg über Leipzig bis Frankfurt (Main) erstellt.

Wer sich in seinem Büro umschaut, entdeckt schnell die zweite große Leidenschaft des 47-Jährigen: Die Seefahrt. Er selbst war jahrelang erst auf den Weltmeeren und später im Fährverkehr unterwegs. Quasi nebenbei sammelte er erste Zweiradbranchen-Erfahrungen in einer Franklebener Mopedwerkstatt. "Das hat mich interessiert." So sehr, dass es 1986 zur Eröffnung des eigenen Geschäfts kam, in dem allerdings eher der Mangel beherrscht wurde, wie sich der Unternehmer erinnert. Die winzige Simson-Reparaturwerkstatt von einst dient heute als Garage und Lager.