Zahnpasta und Duschbad Viertklässler der Grundschule in Bad Dürrenberg spenden an das Obdachlosenheim Merseburg
Wie sich die Schüler mit dem Thema auseinander setzen.

Merseburg/Bad Dürrenberg/MZ - Jeder kennt es – das Centstück, was man beim Spazierengehen auf der Straße findet und als Glückspenny einsteckt. Wenn man ganz viel Glück hat, ist es sogar mehr als ein Cent. So war es bei Ina Herfurth, Schulleiterin der Siedlungs-Grundschule in Bad Dürrenberg. Während ihres Urlaubes fand sie 50 Euro. Nachdem sie nicht herausfinden konnte, wem das Geld gehört, nahm sie es mit in ihre vierte Klasse. Mit diesem Fund startet eine emotionale Geschichte.
Spende sollte im regionalen Raum bleiben und an kleine Organisation gehen
Die Kinder waren ganz aufgeregt, als sie erfuhren, dass jemand von der Zeitung kommt. Die Neun- bis Elfjährigen hatten viel zu erzählen. „Frau Herfurth hat 50 Euro mitgebracht und wir durften uns aussuchen, was wir damit machen“, sagte Fabian stolz. Die zehnjährige Anne ergänzte: „Wir stimmten ab, ob wir es für Eis und Pizza ausgeben oder spenden.“ Dass die Idee zum Spenden kam, überraschte die Klassenlehrerin. Leon, einer der Schüler hatte sie in den Raum geworfen. Er wollte an die deutsche Krebshilfe spenden. Umso überraschender sei es laut Herfurth gewesen, als bei der tatsächlichen Abstimmung die meisten Arme für die Spende hochgingen.
„Wir überlegten gemeinsam, an wen wir spenden könnten. Wichtig war uns, dass wir im regionalen Raum bleiben und eher kleine Organisationen wählen. Die Kinder möchten auch erfahren, was mit dem Geld passiert“, erklärt die Schulleiterin. Am Ende stand es eins gegen eins. Die eine Hälfte wollte an ein Obdachlosenheim spenden, die andere an einen Tierhof. Also teilten sie die 50 Euro auf und spendeten an beide. Dazu schrieben die Kinder jeweils einen kleinen Brief.
Fragen der Schüler beantworten
Nach längerer Wartezeit bekam Herfurth einen Anruf vom Ordnungsamt, mit den Worten es ginge um eine vierte Klasse. „Oh Gott, was haben die denn gemacht“, ging es ihr sofort durch den Kopf. Das Ordnungsamt der Stadt Merseburg reagierte jedoch auf den Brief und die Spende und stellte den Kontakt zur Personalentwicklungs- und Management (Pem) GmbH her, die sich im Auftrag der Stadt um das Obdachlosenheim kümmert.
Zur Freude der Schüler kamen Mitarbeiter der Pem in die Schule und beantworteten alle Fragen der neugierigen Kinder. Mit dabei hatten sie zwei große Obstplatten und ein Geschenk. Einen Jahreszeitenbaum aus Holz und passend dazu eine von der Pem genähte Herbstdekoration. Das sei eine besonders lebensnahe Stunde gewesen, die es sonst so nicht gäbe.
Obdachlosenheim verwendete die Spende für ein Starterkit zur Körperpflege
„Wir haben es nicht gesteuert, wir haben sie einfach machen lassen“, betont Herfurth. Das hat funktioniert. Die Kinder beschreiben das Erlebte mit den Worten „aufregend, richtig toll und schön“ und würden am liebsten gleich auf Geldsuche gehen, um das Ganze zu wiederholen. „Wir wollen das Menschen geben, die nicht so viel Glück und Geld wie wir haben“, sagt Fabian.
Das Obdachlosenheim verwendete die Spende für ein Starterkit zur Körperpflege. Mit dabei eine Zahnbürste, Zahnpasta und Duschbad. Der Tierhof kaufte neues Futter für die Vierbeiner und veröffentlichte den Brief der Schüler auf der Homepage. Letztens, bei der wöchentlichen Müllsammelaktion fanden die Kinder zwei Aluminiumstangen, im Wert von 25 Euro. Mal sehen, was sie damit machen.