1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Viele Katzen bleiben für immer verschwunden

EIL

Viele Katzen bleiben für immer verschwunden

Von REGINA RETZLAFF 04.12.2008, 15:50

LODERSLEBEN/MZ. - Beim Tierschutzbund hatte man ihr damals geraten, Fakten zu sammeln und eine Statistik zu erstellen, wann und wo Tiere verschwinden, Datum und Uhrzeit zu erfassen, Autokennzeichen zu notieren und Zeugen zu finden. Die Polizei könne nur eingreifen, wenn jemand auf frischer Tat erwischt wird, hatte Wiegner erfahren. Ansonsten sei es eben kein Straftatbestand, wenn Tiere spurlos verschwinden.

"Deshalb habe ich aufgerufen, mir mitzuteilen, wo und wann Tiere verschwunden sind", erzählt Silvia Wiegner heute, da die ersten Monaten vergangen sind in denen sie auch Mitglied im Querfurter Tierhilfeverein geworden ist. In dieser Zeit wurden ihr per Telefon 31 Katzen bzw. Kater und ein kleiner Hund als vermisst gemeldet. Im März sind Katzen in Halle-Reideburg verschwunden, im April in Zingst, im Mai wieder in Halle-Reideburg und Seeben, in Dornstedt, in Zingst und in Eisleben, im Juni in Salzmünde und drei Tiere innerhalb einiger Tage in Erdeborn. Im Juli verschwanden Tiere in Farnstädt und in Kleineichstädt (drei am gleichen Tag), in Zöschen, in Ziegelroda (wieder drei gleichzeitig), in Halle-Nietleben und Reideburg, in Eisleben, in Röblingen und in Leuna. Ein kleiner Hund verschwand in Etzdorf, Katzen in Dornstädt, Gatterstädt und immer wieder auch in Halle.

"In Etzdorf, wo der kleine Hund vermisst wird, beobachtete eine Nachbarin einen weißen Kleinbus. Eine Hundebesitzerin aus Döcklitz berichtete, dass Ende August ein Nachbar beobachtet und verhindert hat, dass Männer ihren kleinen Hund unter dem Drahtzaun hindurch aus dem Garten stahlen. Er sah einen weißen Transporter mit Sangerhäuser Kennzeichen.

Eine Tierfreundin aus Sennewitz berichtete, dass sie von Bekannten aus dem Harz, aus Köln und aus Berlin erfahren hat, dass auch dort auffallend viele Katzen verschwinden. Es wurde ein weißer Kleinbus mit polnischem Kennzeichen gesehen", schildert Silvia Wiegner, was sie während der Telefonate alles in Erfahrung bringen konnte. Im Wald zwischen Wiehe und Donndorf (beide Orte liegen im benachbarten Kyffhäuserkreis) fand ein Spaziergänger gehäutete Katzenkörper.

"Ich habe alle Anrufer um ihre Telefon-Nummer und um den Wohnort gebeten, außerdem habe ich Aussehen , Alter und Geschlecht der Tiere erfasst. Das heißt, dass die Daten alle belegbar sind. Ich vermute, dass das nur die Spitze des Eisberges ist, denn diese 31 Tiere sind ja nur diejenigen, deren Besitzer den Artikel gelesen und die mich angerufen haben. Gern würde ich bei dieser Gelegenheit noch mal die Nummer des Katzentelefons veröffentlichen: Sie können anrufen Dienstag und Freitag jeweils von 16 bis 18 Uhr unter 034771 / 41 41 67 und mir ihre Beobachtungen und ihre verschwundenen Tiere weiterhin melden", so die Tierfreundin.

Im Internet unter Katzensuchdienst.de wird übrigens bundesweit ein ganz enger Zusammenhang zwischen angeblichen Altkleidersammelaktionen und dem Verschwinden von Katzen hergestellt. In den ausgeteilten Behältern wurden Kratzspuren und Tierhaare gefunden. Die Katzenfänger arbeiten mit Lockstoffen. "Falls andere Tierhilfsvereine, Tierarztpraxen oder Behörden dazu Daten vorliegen haben, würde ich sie gern um Mitarbeit bitten", wünscht sich Silvia Wiegner. "Bei Polizei, Veterinäramt und Ordnungsamt habe ich schon angerufen - dort ist nichts erfasst."

Es gebe aber auch noch eine positive Nachricht, freut sich Wiegner. Ab dem 31. Dezember 2008 ist die Einfuhr und der Handel mit Hunde- und Katzenfellen in der EU verboten. Auch der Verkauf von Kleidungsstücken, modischen Accessoires, Spielzeug oder Rheumadecken aus Heimtierfellen seien dann endlich untersagt.