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Verschleppte Erkrankung und Schlaganfälle Verschleppte Erkrankung und Schlaganfälle: 38-Jähriger kämpft sich ins Leben zurück

Von Michael Bertram 27.03.2018, 07:41
Auf die Krücken ist Daniel Luther aus Merseburg nach seiner schweren Erkrankung weiterhin angewiesen. Auch die will er aber bald loswerden.
Auf die Krücken ist Daniel Luther aus Merseburg nach seiner schweren Erkrankung weiterhin angewiesen. Auch die will er aber bald loswerden. Peter Wölk

Merseburg - Wenn Daniel Luther früher den Entenplan in Merseburg überquerte, dann dauerte dies nur wenige Sekunden. Heute benötigt der 38-Jährige mehrere Minuten. Schritt für Schritt und auf Krücken gestützt, schiebt der Merseburger seinen Körper über den Platz. „Die Beine sind wie blockiert“, erklärt Luther die Folgen jenes schicksalhaften Tages im November 2016, der sein Leben veränderte.

Zwei Wochen lang, so erinnert er sich heute, war er damals bereits krank. Er plagte sich mit einer Grippe und einer Nasennebenhöhlenentzündung. „Ich dachte, es ist ein normaler Infekt, der von allein wieder verschwindet, und bin deshalb auch nicht zum Arzt gegangen“, erzählt Luther. Am Abend als er den Laden, in dem er gearbeitet hat, verlassen will, fühlt er sich immer schlechter. Er schleppt sich noch zu seiner Freundin, auf deren Sofa kollabiert sein Körper aber schließlich völlig: „Ich hatte Schweißausbrüche und mir war übel“, sagt er. Die Freundin ruft den Notarzt, der schon beim ersten Anblick des Patienten entscheidet, dass er sofort ins Krankenhaus muss. „Der Arzt sprach von einer Hirnhautentzündung.“

Merseburger hat die Erkrankung verschleppt

Eile ist geboten, denn Luther hat die Erkrankung verschleppt. Wird die Infektion, bei der Erreger das Gehirn angreifen, nicht schnell behandelt, droht Lebensgefahr. Auch bei Luther ist schnelle Hilfe nötig. Über Nacht verschlechtert sich sein Zustand so sehr, dass er am nächsten Morgen mit dem Hubschrauber vom Basedow-Klinikum in Merseburg in ein Krankenhaus in Halle geflogen werden muss. Nur mit einer Not-OP kann dort der Druck, dem das Gehirn aufgrund der Entzündungsherde ausgesetzt war, gemindert werden.

„Es war alles infiziert“, erzählt Luther. Noch während des Eingriffs im Krankenhaus erlitt der 38-Jährige laut eigenen Angaben zudem mehrere Schlaganfälle. „Die Ärzte versetzten mich danach in ein künstliches Koma“, berichtet Luther. Einen Monat lang war er nicht bei Bewusstsein: „Einen Tag vor Weihnachten 2016 wurde ich schließlich aufgeweckt.“

Dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen

Während er dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen war, begann die nächste Leidenszeit für den jungen Mann: „Seitdem muss ich mich zurück ins Leben kämpfen und hart dafür arbeiten, dass der Körper wieder so funktioniert wie früher.“ Der 38-Jährige zeigt sich optimistisch. Nach mehreren Kuren hat er weiterhin in regelmäßigen Abständen Physiotherapie.

„Eine Ergotherapeutin überprüft in festen Abständen mit Rechen- und Schreibaufgaben die Gehirnleistungen“, sagt er. Zum Glück habe es wohl keine Schäden davongetragen. „Zum Glück kann ich auch normal sprechen und mich erinnern“, sagt er. Freunde sagen, dass er ab und zu etwas abwesend wirke. Vielleicht eine Folge der dramatischen Erkrankung.

Auch finanziell war die Erkrankung ein herber Rückschlag

Die Beine, die wollen aber nach wie vor nicht so, wie vor dem Zwischenfall, der alles auf den Kopf stellte. Laut Luther hängen die Bewegungseinschränkungen aber weniger mit den Folgen der Schlaganfälle zusammen. „Durch eine spezielle Lagerung im Krankenhaus sollen sich Sehnen verkürzt haben, die sich mit den Übungen und Lauftrainings nun langsam wieder dehnen müssen“, sagt er. Er ist hoffnungsvoll, irgendwann wieder ein ganz normales Leben führen zu können.

Auch finanziell war die Erkrankung ein herber Rückschlag. Seit 2016 kann Luther nicht mehr arbeiten. „Das ist eine schwierige Situation“, sagt er, der nun erst einmal berentet ist. „Dank Pflegestufe III bekomme ich jede Hilfe“, sagt er. Mit seiner Betreuerin erledige er Einkäufe oder Arztbesuche. „Ich gebe auf keinen Fall die Hoffnung auf, das irgendwann wieder alles alleine machen zu können“, betont Daniel Luther. (mz)