1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Vereinsleben: Vereinsleben: Pferde streicheln kontra Prügelei auf dem Schulhof

Vereinsleben Vereinsleben: Pferde streicheln kontra Prügelei auf dem Schulhof

Von Lucy Messerschmidt 03.02.2004, 13:20

Merseburg/MZ. - Mit dem Projekt "Reiten und Arbeit im Stall", geleitet von der Pädagogin Christel Ecke, soll problematischen Kindern geholfen werden, soziales Verhalten zu erlernen und sich gesellschaftlich zu integrieren. Michaela Loose, Vereinsvorsitzende des Reitvereins, die den Kinder die Arbeit mit Pferden näher bringt, beschreibt ihre Erfahrung: "Die Jungs lernen sich gegenseitig zu respektieren und müssen zusammen arbeiten. Wir geben ihnen Verantwortung. Auf die langweiligen Arbeiten wie Stallausmisten, Füttern, Striegeln legen wir großen Wert."

Es scheint zu funktionieren: Kevin, Alexander, Thomas und Steve helfen sich aufs Pferd, keiner streitet, die vier spielen miteinander und benehmen sich ihrem Alter entsprechend. "Hier zeigen sie sich von der angenehmeren Seite" stimmt die 44-jährige Ecke zu. Sie entdeckt Verhaltensweisen, die in der Schule unbemerkt bleiben, "zum Beispiel ihre Begeisterung für Tiere". Stress und Spannungen, auch von Zuhause, ließen nach.

Trotzdem "haben sie sich auf dem Heimweg schon blutig gedroschen und das Wunder der Aggressionsfreiheit ist auch nicht eingetreten", bedauert Ecke. Die Erfolge sind jedoch sichtbar. Die Kinder seien "weicher" und "haben gelernt Rücksicht zu nehmen". Der restliche Unterricht ist mit Entspannungsübungen, Zeichnen, Werken und sportlichen Aktivitäten genauso kreativ gestaltet wie die Reitstunde. Leider wird das Projekt nur bis zu diesem Schuljahresende finanziert. "Im März beantragen wir neue Gelder, aber wir wissen nicht, ob es noch einmal klappt", seufzt Christel Ecke.

Die Sponsoren fehlen und eine Alternative für die Reitklasse weiß sie nicht. Die Eltern jedenfalls sind von dem Projekt begeistert, die Kinder beschweren sich, wenn die Reitstunde einmal ausfällt. "Am liebsten mag ich das Reiten", sagt der zwölfjährige Thomas. Er führt Kunststücke wie das Hinknien auf dem Pferderücken vor, obwohl er anfangs ein bisschen Angst hatte.