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Vereinsleben Vereinsleben: Landsknechte als schwedische Söldner

Von Dietmar Römer 16.07.2002, 17:30

Bad Dürrenberg/MZ. - Der ungenaue Zeitbegriff allerdings findet mit Sicherheit bei den Akteuren keinen Beifall. Ihr mehr oder weniger "brutales" Treiben, das die Mitglieder der "Historiengruppe anno 1630 Bad Dürrenberg" erstmals im Kurpark der Salinestadt am 21. Juli veranstalten werden, hat einen exakten zeitlichen Rahmen. Wie im Namen enthalten, beschreibt das Hobby der 25 Geschichtsbegeisterten im Alter zwischen fünf und 52 Jahren aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen einen Ausschnitt aus der Zeit des 30-jährigen Krieges. Die Dürrenberger sind Landsknechte, die sich als Söldner unter der Fahne des Schwedenkönigs Gustav Adolf verdingt haben. Natürlich mit eigenen Marketenderinnen und anderem Helfervolk.

"Wer unser Auftreten für Maskerade hält, irrt", sagt Vereinsvorsitzender Fernando Novotny. "Bekleidung, Waffen und Ausrüstung entsprechen den Originalen der Zeit vor rund 400 Jahren. Auch das Leben, das wir bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten darstellen." Mit dem Sammeln solcher Originalstücke begann für den Geschichtsfreak das Ganze. 1998 dann "rekrutierte" er Gleichgesinnte aus dem engsten Bekanntenkreis und gründete mit zwölf Mitgliedern die Historiengruppe. Beim heute verdoppelten Bestand soll''s bleiben, um es praktikabel zu halten.

Höhepunkte neben den regelmäßigen und auch spontanen Zusammenkünften im neu eingerichteten Vereinsheim, einer alten Scheune in Wölkau, sind die Treffen mit anderen Historienvereinen. Sie sind, wie es Vereinsmitglied Karl Schwarz ausdrückt, Lebenselixier für die Gruppe. "Dabei geht es keinesfalls um Gewalt verherrlichende Kriegsspiele", betont er. "Wenn Schlachtszenen nachgestellt werden, wie zum Beispiel beim Peter- und Paulfest in Delitzsch Ende Juni, geschieht das nach dem historischen Vorbild."

Bei solchen Zusammenkünften spiele auch das Abgucken und der inhaltliche Austausch eine große Rolle. Das gehöre ebenso zum Spaß an dem Hobby wie das gemeinsame Lagern und Feiern. Letzteres mache besonderen Spaß, wenn "Gegner" und "Verwundete" erfolgreich ausgeplündert worden seien. "Das alles gehört dazu, weil es in der Zeit damals auch zum harten Leben gehörte", sagt Schwarz.

Dass sich fast alles an Darstellungen der damaligen Zeit um Krieg und Gewalt drehte, erklärt er mit der vor knapp 400 Jahren herrschenden Situation. Fast das ganze Europa sei damals von Krieg überzogen gewesen, und die herum ziehenden größeren und kleineren Heere und Haufen hatten keine Verpflegungseinheiten. Also wurde alles zusammen geplündert. Was also lag für die Bauern als besondere Objekte der Begierde näher, als sich unter Waffen zu stellen und Landsknechte zu werden.

Geschichtliches Wissen zusammenzutragen und originalgetreu umzusetzen, stimmen die Historienfreunde überein, ist keine Sache mal für ein halbes Jahr. Wer sich für Geschichte, die ja bekanntlich lang ist, interessiere, müsse sich auch lange mit ihr beschäftigen.