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Unfall auf dem Flugplatz Merseburg Unfall auf dem Flugplatz Merseburg: Antonov bleibt am Boden

Von Dirk Skrzypczak 07.09.2015, 18:17
Die Antonov wurde von einer Sturmböe umgerissen. Den Schaden beziffert die Polizei auf mehrere zehntausend Euro.
Die Antonov wurde von einer Sturmböe umgerissen. Den Schaden beziffert die Polizei auf mehrere zehntausend Euro. Feuerwehr Lizenz

Merseburg - Huckepack und mit dem Rumpf nach oben ist die verunglückte AN-2 auf dem Anhänger eines Lkw in einen Hangar auf dem Flugplatz Merseburg transportiert worden. „Dort wird das Flugzeug von einer Fachfirma jetzt teilweise zerlegt, damit die Schäden begutachtet werden können“, sagt Steffen Schaaf, Vorsitzender des Fallschirmsportclubs (FSC) Halle-Oppin. Seit Dezember 1994 fliegt die Antonov für den 1. FSC. Einen derartigen Unfall habe es bislang nicht gegeben, sagt Schaaf.

Die AN-2 wurde von Oleg K. Antonov im Auftrag des sowjetischen Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten gebaut. Am 31. August 1947 startete der Prototyp zu seinem Jungfernflug. Der Doppeldecker wurde zwischen 1947 bis 1991 in mehreren Ländern und in verschiedenen Versionen produziert.

Die AN-2TD (Transport-Version und Version für Fallschirmspringer) des 1. FSC Halle-Oppin wurde 1973 in einem Werk in Polen als Lizenz-Bau gefertigt. Ab dem 11. März 1974 war die Maschine für die Gesellschaft für Sport und Technik im Einsatz. Nach der Wende flog sie zunächst in Jahnsdorf, seit 1994 gehört der Doppeldecker dem Fallschirmsportclub Halle-Oppin. Die AN-2 hat eine Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilometer pro Stunde.  Quelle: 1. FSC Halle-Oppin

Nach seinen Worten saßen erfahrene Flugsportler in dem Doppeldecker. Am Sonntag war die Besatzung auf dem Rückflug von einem Flugfest in Köthen nach Merseburg. Auf dem Flugplatz der Domstadt ist die AN-2 stationiert. „Es war zwar stark windig, die Verhältnisse sind aber beherrschbar gewesen“, so Schaaf. Kurz nach Mittag setzte das 12,5 Meter lange Flugzeug auf dem Rollfeld im Nordwesten Merseburgs auf. Beim Rangieren wurde die Vereinsmaschine von einer starken Sturmböe erfasst und umgerissen. Das Flugzeug blieb auf dem Rücken liegen. Die beiden Insassen aus der Gemeinde Salzatal und aus Niedersachsen - 52 und 54 Jahre alt - konnten ohne fremde Hilfe aus der AN-2 klettern. Der 52-Jährige erlitt laut Polizei leichte Verletzungen. „Ihnen geht es gut. Das ist das Wichtigste. Beide waren am Sonntag auch bei der Bergung des Flugzeugs dabei“, erzählt Schaaf.

„In solch einem Augenblick ist man machtlos“

Die Antonov des Fallschirmsportclubs ist zweifellos ein großes Flugzeug, allerdings mit einem Leergewicht von rund 3.400 Kilogramm dennoch eher leicht, erklärt der Vereins-Chef: „Ursprünglich wurde das Flugzeug für Einsätze in der Landwirtschaft entwickelt. Es musste leicht sein, um schnell starten zu können.“ Mit einer Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde hebt die Maschine bereits nach etwa 210 Metern ab. Diese Eigenschaften wurden der Antonov nun allerdings zum Verhängnis. Bei einer Fläche der oberen und unteren Tragflügel von zusammen 71,50 Quadratmetern hatte die Sturmböe genügend Angriffsmöglichkeiten, um das Flugzeug für einen entscheidenden Moment außer Kontrolle zu bringen. „In solch einem Augenblick ist man machtlos“, ist Schaaf sicher. Die Details des Unfalls soll das Luftfahrtbundesamt ermitteln.

Für den 1. FSC hat der Unfall große Konsequenzen. Die Teilnahme am Flugplatzfest in Oppin am kommenden Wochenende hat der Verein abgesagt. Ob in diesem Jahr noch Fallschirmsprünge am Flugplatz Merseburg angeboten werden, „hängt davon ab, ob wir eine Ersatzmaschine organisieren können“. In Merseburg arbeitet der Verein mit den ortsansässigen Fallschirmspringern zusammen. „Wir nutzen die gute Infrastruktur“, sagt Schaaf.

Unklar ist, wo die Antonov repariert wird. Nach Polizeiangaben soll der Sachschaden mehrere zehntausend Euro betragen. Sollte die AN-2 nicht in Merseburg wieder in Ordnung gebracht werden können, müsste sie auf dem Landweg in eine Fachwerkstatt transportiert werden. Neugierige Zaungäste will der Verein freilich nicht. „Auf unsere Kosten kann und soll niemand seine Sensationsgier stillen“, sagt der Vereinsvorsitzende. (mz)