Tückische Schreibweise Tückische Schreibweise: Verena Späthe spendiert Gotthardstraße zwei Erklärschilder

Merseburg - „Oh, das hätte ich falsch geschrieben“, gesteht Verena Späthe und lächelt. Und da ist die SPD-Landtagsabgeordnete bei weitem nicht allein auf weiter Flur, denn viele würden Gotthardstraße in der Mitte mit „dt“ schreiben. Wer sich die Straßenschilder in Merseburgs Innenstadt anschaut, sieht, dass das nicht richtig wäre.
Seit kurzem gibt es an beiden Enden der Fußgängerzone auch zwei Erklärschilder, die den Hintergrund des Namens beleuchten. Verena Späthe hat die Schilder gesponsert. Stadtführerin Angela Biemann recherchierte für den Merseburger Altstadtverein die Geschichte hinter dem Straßennamen.
Erstmals erwähnt wurde die Straße 1387
Erstmals erwähnt wurde die Straße aufgrund eines Stadtbrandes im Jahr 1387. Der Schmied Hoyke hatte beim Ausprobieren einer neuen Büchse wohl zu viel Pulver hineingetan. Er schoss auf eine Tonne die neben seinem Kamin stand. Durch die Druckwelle stoben die Funken aus einer Esse und setzten das Strohdach in Brand. Dieser verbreitete sich rasend schnell und setzte auch die Wagenladungen der Händler, welche wegen der Johannis-Messe in der Stadt weilten, in Brand.
Daraufhin favorisierten viele Händler andere Orte, letztendlich Leipzig und begründeten damals die Leipziger Messe. Bereits im 12. Jahrhundert gab es hier am westlichen Ausgang von Merseburg eine Kapelle, die zu Ehren des heiligen Godehard (geboren 960 in Niederbayern) erbaut wurde. Dieser war Bischof von Hildesheim, zählte zu den herausragenden Männern um Kaiser Heinrich II. und gehörte zu den bedeutendsten Heiligen des Mittelalters.
Früher endete der Name Gotthardt mit „dt“
Die Kapelle lag etwa im Bereich der Einmündung der Großen Ritterstraße in die Gotthardstraße. Auch das hier befindliche Stadttor, der davor liegende Teich und das 1503 neben der Kapelle auf Betreiben des Bischofs Thilo von Trotha entstandene kleine Kloster wurden nach Godehard benannt. Mit der Einführung der Reformation gingen Kapelle und Kloster zwar wieder ein, das Gotthardtor wurde 1818 abgerissen, der Name der Straße aber blieb erhalten. 1927 wurde lediglich auf Beschluss des Magistrats die Schreibweise vereinfacht.
Früher endete der Name Gotthardt mit „dt“ heute schreiben wir ihn nur noch mit „d“. 1940 zählte man in der Straße noch 47 Geschäfte. Sie zählte zu den belebtesten Straßen der Stadt. 1989 aber begann auch hier der Abriss. Durch die Wende wurde das gestoppt. Brachflächen wurden wurde neue bebaut. Die Gotthardstraße wurde langsam wieder zu Geschäftsstraße. (mz/und)