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Museum feilt an Plan B Traum ist geplatzt : Berlin will Merseburger Spiegelkabinett nicht wieder rausrücken. Museum feilt an Plan B.

Von Michael Bertram 12.04.2017, 09:41
Eines von drei Fotos, die dem Schlossmuseum Merseburg vom einstigen Prunkzimmer geblieben sind, zeigt die fünf Meter hohe, gestaffelte Decke des 1925 demontierten Spiegelkabinetts.
Eines von drei Fotos, die dem Schlossmuseum Merseburg vom einstigen Prunkzimmer geblieben sind, zeigt die fünf Meter hohe, gestaffelte Decke des 1925 demontierten Spiegelkabinetts. Peter Wölk

Merseburg - Der Traum bleibt ein Traum. „Das Merseburger Spiegelkabinett wird so schnell wohl nicht nach Merseburg zurückkehren“, sagte Landrat Frank Bannert (CDU) bedröppelt nach seinem Besuch in Berlin.

Im dortigen Bode-Museum hatte er mit den Verantwortlichen Gespräche geführt. In diesen ging es darum, das Prunkzimmer, das vor mehr als 90 Jahren im Merseburger Schloss demontiert und nach Berlin gebracht wurde, wieder zurück in die Domstadt zu holen. Bei den Gesprächen sei dem Landrat jedoch schnell und klar deutlich gemacht worden, dass die Berliner an einer Herausgabe des Spiegelkabinetts nicht interessiert sind, wie Bannert sagte.

Ein Verwaltungsakt hatte im Jahr 1925 das Schicksal des verlorenen Schatzes, der sich einst im dritten Obergeschoss des Ostflügels des Schlosses befand, besiegelt. Denn dort hatte bereits seit 1815 die preußische Bezirksregierung residiert. Deren Präsident Karl Bergemann wohnte 1925 in der Etage, in der auch das komplett verspiegelte Zimmer stand. Der Politiker beanspruchte das Zimmer für sich und zudem gab es keinen öffentlichen Zugang zu dem Kabinett, wie Karin Heise, Direktorin des Merseburger Schlossmuseums, erklärte.

Herzog Moritz Wilhelm hatte das Spiegelkabinett bei Johann Michael Hoppenhaupt in Auftrag gegeben

Trotz des enormen Widerstands in der Bevölkerung ließ er das Spiegelkabinett demontieren und nach Berlin bringen. Quasi über Nacht verschwand der als Schatzkammer genutzte Raum aus dem Schloss - mit ihm unzählige Spiegel, prächtige Leinwände und goldene Lackierungen sowie eine mehr als fünf Meter hohe, gestaffelte Decke. Die rund 260 in dem Kabinett aufgestellten Wertgegenstände verschwanden bereits nach dem Tod von Herzog Moritz Wilhelm nach Dresden.

Der Adlige hatte das Spiegelkabinett im Jahr 1711 beim damaligen Hofbaumeister Johann Michael Hoppenhaupt in Auftrag gegeben. Es war ein Geschenk für Moritz Wilhelms Gattin Henriette Charlotte. Das einzige, was dem Museum heute von dem einstigen Prunk geblieben ist, sind drei Fotos.

Derzeit werden Umbauarbeiten im früheren Vorgemach des Spiegelkabinetts vorbereitet

Diese hatten sowohl Landkreis als auch Heise zunächst als Alternativlösung im Kopf, sollte es mit der erhofften Rückholaktion aus Berlin nicht klappen. „Allerdings hätten wir mit Fotowänden ja keinen Spiegeleffekt, weshalb wir diese Idee schon längst wieder verworfen haben“, erläuterte Heise. In den kommenden Wochen wollen die Direktorin und ihr Team nun über einem Konzept brüten, wie das ehemalige Spiegelkabinett auch in dessen Abwesenheit künftig in die Dauerausstellung des Schlossmuseums integriert werden kann. Die originalen Mauern des Prunkzimmers existieren noch.

Derzeit werden Umbauarbeiten im früheren Vorgemach des Spiegelkabinetts vorbereitet. Dann soll ein zweiter Rettungsweg für das Personalamt der Kreisverwaltung in einen an das frühere Spiegelzimmer angrenzenden Treppenturm des Doms gebaut werden. Für das Museum wäre es die Chance, den einstigen Standort des Spiegelkabinetts wieder mehr Geltung zu verschaffen - heute ist dort eine Toilette untergebracht. (mz)