Tourismus in der Region Tourismus in der Region: Städte machen sich für Weiterbau des Saale-Elster-Kanals stark

Leuna - Das futuristische Schiffshebewerk „Falkirk Wheel“ in Schottland beflügelt die Fantasien von Touristikern und Politikern im Großraum Halle-Leipzig. 2002 war das Bauwerk eingeweiht worden. Es hat sich zu einem Besuchermagneten entwickelt. „Innerhalb von sieben Jahren hatten sich die Baukosten amortisiert“, sagt Leunas Bürgermeisterin Dietlind Hagenau (parteilos).
Eine ähnliche Konstruktion könnte bei Wüsteneutzsch die Attraktion des Saale-Elster-Kanals werden - so sagen es jene Befürworter, die sich für den Weiterbau der Wasserstraße zwischen Günthersdorf und Leuna/Kreypau einsetzen. 7,5 Kilometer fehlen. 1943 waren die Arbeiten am Kanal eingestellt worden.
Auf Einladung von Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hatten sich unlängst Vertreter aus Leipzig, Leuna, Merseburg, Schkopau und aus dem Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalts zu einer Gesprächsrunde getroffen. Nach über 70 Jahren soll der Saale-Elster-Kanal doch noch vollendet werden. Dafür will man in der Region die Kräfte bündeln und möglicherweise schon im November einen Zweckverband gründen.
„Wir dürfen uns nicht von Pessimisten leiten lassen. Ich bin überzeugt, dass ein durchgängiger Kanal den Tourismus derart ankurbeln würde, dass wir auch wirtschaftlich davon profitieren“, sagt Hagenau. So sieht es auch der Förderverein Saale-Elster-Kanal, der seit 2007 arbeitet und die unvollendete Wasserstraße wieder ins Gespräch gebracht hatte.
Knackpunkt bleiben nach wie vor die Investitionskosten von 100 Millionen Euro plus x, die momentan niemand übernehmen will. Der aktuell elf Kilometer lange Kanal, der etwa 100 Meter vor dem Lindenauer Hafen in Leipzig beginnt und in der Flur bei Günthersdorf endet, ist eine Bundeswasserstraße. Der Bund selbst winkt beim Thema Weiterbau allerdings ab. Verkehrlich habe der Kanal heute keine Bedeutung, hatte das Bundesverkehrsministerium schon im Mai 2013 betont. Touristische Projekte seien außerdem eine Sache der Länder, heißt es aus Berlin.
Im Verkehrsministerium in Magdeburg hält man zumindest so viel von dem Projekt, dass man sich finanziell an einer Potenzialanalyse beteiligte. Minister Thomas Webel (CDU) sicherte zudem die moralische Unterstützung des Landes zu - aber eben keine Finanzhilfen in den benötigten Größenordnungen. Angesichts der Haushaltslage sei das nicht möglich.
Vor allem die Leipziger hoffen, dass die notwendige Summe doch aufgetrieben werden kann. Die Messestadt braucht den Kanal als Anschluss an die Saale und damit an das überregionale Wasserstraßennetz. Das würde dem Leipziger Neuseenland einen Schub verleihen. Und die Leipziger arbeiten auf dieses Ziel hin.
Im Januar dieses Jahres wurde nach drei Jahren Bauzeit die 665 Meter lange Anbindung des Karl-Heine-Kanals an den Lindenauer Hafen geflutet. „Jetzt wollen wir den Hafen an den Saale-Elster-Kanal anbinden“, sagt Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke). Konzeptionell wie ideell wolle man auch den Weiterbau des Kanals bis zur Saale befördern. Dabei setzt Leipzig vor allem auf die Stadt Halle. „Wir wollen das Projekt in die gemeinsamen Ziele der Städtekooperation einbringen“, erklärt Rosenthal.
Bevor indes die Gründung eines Zweckverbandes vollzogen wird, müssen Hausaufgaben erledigt werden. Bürgermeisterin Hagenau will in den Archiven der Stadt die Unterlagen zum Kanal sichten lassen - vor allem die Regelungen zum Planfeststellungsbeschluss. Und was ist mit dem Schiffshebewerk oder einer Schleuse, um den Höhenunterschied bei Wüsteneutzsch auszugleichen? Da könne man die Hochschule Merseburg und die Uni Halle ins Boot holen, meint Hagenau. Nur eines sei klar: Spektakulär müsse so ein Bauwerk sein. (mz)
