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"Tiefer Keller" "Tiefer Keller" in Merseburg: Burgstraße 13 wird aufwendig saniert

Von Dirk Skrzypczak 15.02.2017, 09:10
Blick auf das Wohnquartier „Tiefer Keller“ mit dem begehbaren Parkdeck. Das weiße Gebäude in der Mitte mit dem alten Anbau wird jetzt saniert.
Blick auf das Wohnquartier „Tiefer Keller“ mit dem begehbaren Parkdeck. Das weiße Gebäude in der Mitte mit dem alten Anbau wird jetzt saniert. Peter Wölk

Merseburg - Vor elf Jahren war das Schicksal des Wohnquartiers „Tiefer Keller“ im Herzen Merseburgs eigentlich schon besiegelt. Der Abriss schien beschlossen. „Das hätte mit Sicherheit auch das Ende für die Kellergewölbe bedeutet. Damals haben wir uns entschieden, dass wir die Häuser lieber sanieren sollten, statt weitere historische Bausubstanz in Merseburg aufzugeben“, sagt Thomas Elmendorff, Geschäftsführer der kommunalen Gebäudewirtschaft.

Eine Million Euro für Sanierung der Burgstraße 13

Der Aufwand hat sich ohne Zweifel gelohnt, die vier Millionen Euro an Investitionen bedeuten gut angelegtes Geld. Sieben Häuser im Quartier gehören der Gesellschaft, ein achtes kommt hinzu. So hat die Sanierung der Immobilie Burgstraße 13 begonnen. Hier befand sich zuletzt das indische Restaurant (jetzt im ehemaligen Café am Entenplan). „Wir werden das Haus mit einem erheblichen Aufwand völlig neu gestalten“, sagt Elmendorff. Eine Million Euro sollen bis in den Spätsommer in das Gebäude fließen, ein Großteil der Summe aus Mitteln des städtebaulichen Denkmalschutzes.

Geschäftsführer: Entwicklung des Wohngebiets Tiefer Keller passt zur Vita der Gebäudewirtschaft

Die Entwicklung des Wohngebiets Tiefer Keller von einem abgewirtschafteten Quartier hin zu einem Vorzeigeobjekt passt laut Elmendorff auch zur Vita der Gebäudewirtschaft. „Als ich 2002 die Geschäftsführung der Gesellschaft übernahm, war die Gebäudewirtschaft ein notleidender Patient“, erzählt er. Fast 7.000 Wohneinheiten befanden sich da noch im Bestand, der Leerstand lag bei desaströsen 40 Prozent. „Mit Missmanagement hatte das nichts zu tun. Wie anderen Wohnungsgesellschaften auch hatten uns der Bevölkerungsschwund und die Altschulden zu schaffen gemacht“, so der Geschäftsführer.

Die Wende kam mit den Sanierungskonzepten. Fast 2.800 Wohnungen wurden bis 2010 abgerissen. Elf Millionen Euro hat der geförderte Rückbau gekostet. Neun Millionen Euro an Altschulden wurden dadurch gleich mit „entsorgt“. Parallel investierte die Gesellschaft rund 20 Millionen Euro in ihren Wohnungsbestand. „Bei so einem Konzept müssen alle mitspielen, die Banken als Gläubiger, die Stadt und natürlich auch wir“, sagt Elmendorff. Diese gemeinsamen Anstrengungen hätten sich ausgezahlt.

Heute hat die Gebäudewirtschaft in Merseburg noch 2.800 Wohneinheiten

Heute hat die Gebäudewirtschaft noch 2.800 Wohneinheiten, der Leerstand wurde unter zehn Prozent gedrückt. 90 Prozent der Objekte sind saniert. Und die Strategie bis 2019 sieht vor, Wohnungen konsequent aufzuwerten und nicht mehr abzureißen. Unter anderem sollen Wohnblöcke in der Mitte und im Westen Merseburgs außenliegende Fahrstühle bekommen. „Wir haben uns soweit konsolidiert, dass wir ohne den jährlichen Zuschuss der Stadt von 250.000 Euro planen und dafür auf Förderprogramme setzen.“

Gleichwohl muss die Stadt auch dafür ihren Eigenanteil stemmen, „durch die Förderung ist der Effekt aber viel größer“. Er gehe jedenfalls davon aus, dass die Gesellschaft künftig positive Jahresergebnisse erreiche - aus eigener Kraft und ohne fremde Hilfe.

Stadt Merseburg wird perspektivisch wohl weiter an Bürgern verlieren

Dass Merseburg im vergangenen Jahr erstmals seit 2016 in der Einwohnerzahl nicht geschrumpft ist, spielt natürlich auch den Vermietern in die Karten. „Wir stellen selbst fest, dass es die Menschen aus dem Umland stärker in die Stadt zieht, weil hier die Infrastruktur stimmt“, sagt Elmendorff. Dennoch werde die Stadt perspektivisch wohl weiter an Bürgern verlieren, wenn auch nicht so stark wie zunächst angenommen.

In der Burgstraße 13 sollen übrigens sechs altersgerechte Wohnungen entstehen. Das Treppenhaus wird nebst Fahrstuhl an der Rückseite des Gebäudes nach Außen an die Fassade gelegt, der störende Anbau abgerissen. Statt einer Gaststätte soll es parterre Platz für zwei Gewerbe geben. Eine Zahnarztpraxis hat Interesse angemeldet. Ende September soll das Haus bezugsfertig sein. (mz)

Die Simulation zeigt die Rückseite der Burgstraße 13. Das Haus bekommt ein außenliegendes Treppenhaus nebst Fahrstuhl.
Die Simulation zeigt die Rückseite der Burgstraße 13. Das Haus bekommt ein außenliegendes Treppenhaus nebst Fahrstuhl.
Simulation/Gebäudewirtschaft