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Tauben-Population Tauben-Population: Bei "Alarmstart" wird die Luft stickig

Von regina retzlaff 29.05.2013, 17:38
Immer dicht belagert - das sanierte Dach des Fürstenhauses, wo die Luken ständig offen stehen und so die Tauben zum Einflug einladen.
Immer dicht belagert - das sanierte Dach des Fürstenhauses, wo die Luken ständig offen stehen und so die Tauben zum Einflug einladen. peter wölk Lizenz

querfurt/MZ - Seit neun Jahren wohnen Thieles in Querfurt zu Füßen der gewaltigen Burganlage, direkt neben der Nordostbastion. Man könnte ihren Wohnsitz mit „Idylle pur“ bezeichnen. Wenn da nicht die Heerscharen an Tauben wären, die diese Idylle trüben.

„Es ist mit den Jahren immer schlimmer geworden“, beschreibt Ulrich Thiele die Situation. Auf den Mauerkronen und in den unzähligen Löchern, die eine mittelalterliche Burgmauer nun einmal hat, nisten unzählige Tauben. „Manchmal sind es hundert oder mehr. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie unser Haus aussieht. Alles ist bedeckt mit Taubenexkrementen“, so Thiele. Wenn es draußen trocken ist und die Tiere einen „Alarmstart“ hinlegen, wird es stickig, denn dann wirbeln sie die Luft auf und die ist voller Trockenkot. Welche Gefahren da für die Gesundheit entstehen, könne man sich ja vorstellen, erklärt Ulrich Thiele, der zudem nicht nachvollziehen kann, warum man bei der Sanierung des Daches vom Fürstenhaus die Luken nicht verschlossen hat. So entstanden ideale Einflugbedingungen für die Vögel.

Er habe auch beobachtet, wo die Tauben zum Fressen hinfliegen. „Sie sammeln sich bei der Gekra. Beim Beladen der Futtermitteltransporter fallen ganz sicher Körner daneben. Und das ist für die Tauben natürlich eine Einladung.“

Als die Plage immer schlimmer wurde, hat Ulrich Thiele eine Eingabe geschrieben. An die Stadt Querfurt. „Aber da war ich ja an der falschen Stelle. Das wusste ich nicht. Doch die Stadt hat das Schreiben gleich an den Landkreis weitergeschickt, der ist ja der Eigentümer der Burg“, erzählt Thiele weiter. Lange habe er dann nichts gehört. Doch jetzt kam nun ein Schreiben vom Gesundheitsamt. „Es klingt ganz gut, was da geschrieben wird. Zwar stellt sich das Veterinäramt quer, die wollen die Tauben nicht vernichten, aber das Gesundheitsamt will dafür sorgen, dass zumindest Verbrämungsmaßnahmen eingeleitet werden. Es sollen auch Lebendfallen aufgestellt werden, um die Tiere dann wegzubringen. Ob das allerdings eine gute Lösung ist, wage ich zu bezweifeln.“ Doch es scheine sich langsam etwas zu bewegen, und das gebe ihm Hoffnung.

„Wegen des Taubenbefalls gab es durch den Landkreis als Grundstückseigentümer bereits Vorortberatungen, um geeignete Varianten zur Lösung des Problems zu finden“, sagt die Pressesprecherin des Landkreises, Kerstin Küpperbusch. So sei das Bauamt beauftragt, unverzüglich allgemeine Maßnahmen zur Taubenvergrämung in Auftrag zu geben. „Dazu gehören unter anderem das Verschließen von Einflugnischen an einzelnen Gebäuden oder das partielle Anbringen von Netzen, Gittern und ähnlichem, die teilweise nach der letzten Sanierung nicht wieder bzw. nicht ordnungsgemäß instand gesetzt wurden. Es sollen zudem zeitnah Fachfirmen beauftragt werden, die Maßnahmen zur Dezimierung der Taubenpopulation durchführen - ohne dass die Tiere dabei zu Schaden kommen. Eine Möglichkeit besteht tatsächlich in speziellen Fallen, die es ermöglichen, die Tauben umzusiedeln“, so die Pressesprecherin.

„Ich kann die Sorgen von Herrn Thiele und anderen Beschwerdeführern in der gleichen Angelegenheit nachvollziehen“, sagt Querfurts Bürgermeister Peter Kunert (FDP). Er sei froh, dass sich das Taubenproblem „nur auf der Burg“ entwickelt habe und nicht in der Stadt selber. „Aber es muss dort etwas passieren. Ich denke auch an die Kinder der Musikschule, die sozusagen Unterricht neben einem Taubenschlag haben“, so Kunert. Die Idee, die Tiere einzufangen und anderswo wieder auszusetzen halte er, ebenso wie Ulrich Thiele, für unausgegoren. „Da verlagert man das Problem ja nur, man löst es aber nicht.“

Fast jedes Loch im Gemäuer der Burg ist besetzt.
Fast jedes Loch im Gemäuer der Burg ist besetzt.
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