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Streit um Gemeindezentrum Hoppenhauptkirche in Beuna Streit um Gemeindezentrum Hoppenhauptkirche in Beuna: Bald Stille in der Party-Kirche?

Von Undine Freyberg 02.10.2016, 06:00
Wird es in der und um die Kirche künftig zu laut, werde dem Förderverein das Nutzungsrecht entzogen werden.
Wird es in der und um die Kirche künftig zu laut, werde dem Förderverein das Nutzungsrecht entzogen werden. Foto/Montage: Peter Wölk

Merseburg - Lärm, Gegröle, Feuerwerk und fliegende Pflastersteine - das war dann doch irgendwann zu viel. Ab dem 1. Juli galt für das Gemeindezentrum Hoppenhauptkirche in Beuna ein totales Veranstaltungsverbot. Grund war eine einstweilige Verfügung des Verwaltungsgerichts, das erst jetzt tätig geworden war, obwohl sich die Nachbarschaft schon seit mehr als zehn Jahren durch lautstarke Privatveranstaltungen in dem ehemaligen Gotteshaus gestört fühlte und dass auch den zuständigen Ämtern und Behörden mitgeteilt hatte.

Versäumte Umnutzung kann teuer werden

Dabei kam jetzt unter anderem heraus, dass eigentlich viele der in den vergangenen Jahren durchgeführten Veranstaltungen überhaupt nicht hätten stattfinden dürfen. Denn auf dem Papier war die Kirche immer noch ein Gotteshaus. Der Förderverein hatte nämlich versäumt, eine Umnutzung zu beantragen. Das bedeutet jetzt auch dass der Verein zusätzliches Geld für Brandschutz- und Lärmschutzmaßnahmen ausgeben muss. Und das könnte teuer werden.

„Allerdings war auf allen Bauanträgen - egal ob für die Empore im Inneren, oder für die Sanierung des Daches - immer vermerkt gewesen, dass die Kirche als Gemeindezentrum genutzt wird“, sagte der Vereinsvorsitzende Ronny Schöbel. „Deshalb war wohl niemand auf die Idee gekommen, dass hier etwas nicht stimmen könnte.“

Private Veranstaltungen kaum noch möglich

Der Verein hatte Widerspruch gegen die Entscheidung des Gerichts eingelegt, beim Landkreis eine Nutzungsänderung beantragt und ein Nutzungskonzept erarbeitet. Seit dem 13. Juli sind deshalb auch wieder Veranstaltungen in dem Gemeindezentrum möglich. „Allerdings nur noch sehr eingeschränkt“, meint Marco Nickel, der stellvertretende Vereinsvorsitzende. Denn aufgrund der Tatsache, dass man sich jetzt ganz streng an die Vorschriften der so genannten TA Lärm (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm) halten müsse, seien private Veranstaltungen kaum noch möglich.

Gemessene Lautstärke: Bis zu 110 Dezibel

Das Gemeindezentrum liegt in einem sogenannten Mischgebiet. Mit Anwohnern rundherum. Daher sind bis 22 Uhr zwar 60 Dezibel (DB) erlaubt, ab 22 Uhr allerdings nur noch 45. Zur Vorstellung: Fachliteratur gibt leise Radiomusik und Vogelgezwitscher mit einem Schallpegel von 50 Dezibel an, ein normales Gespräch oder einen Rasenmäher in zehn Metern Entfernung erreichen 60 DB.

Bei den privaten Feiern, für die das Gebäude überhaupt nicht geeignet sei, seien mitten in der Nacht Werte von bis zu 110 DB erreicht worden, erfuhr die MZ.

Verein droht Entzug des Nutzungsrechts

Das Gemeindezentrum, diente seit Jahren als Ort für Gemeindefeste, Lesungen, Konzerte oder Ausstellungen. Es war aber auch immer gern von Beunaern privat angemietet worden, die zum Beispiel einen runden Geburtstag feiern wollten, bei sich zu Hause aber nicht die Möglichkeit dazu gehabt hätten. „Natürlich sind dann Leute auch vor das Gebäude gegangen, um vielleicht zu rauchen und sich dabei zu unterhalten“, sagt Nickel. „Das können wir ja nicht verhindern.“ Zweimal pro Monat sei das Gebäude bisher durchschnittlich an Privatleute vermietet worden. Anwohner sagen, dass diese Zahl nicht stimme. Sie liege höher.

Künftig darf der Verein die Kirche für Privatfeiern nur noch dann vermieten, wenn sichergestellt ist, dass es keine unzulässige Lärmbelästigung gibt, da ansonsten bei einer Überschreitung des zulässigen Schallpegels der Entzug des Nutzungsrechts droht.

Weniger lärmintensive Veranstaltungen

„In jedem Fall werden wir uns umorientieren müssen“, sagt Ronny Schöbel. Die normalen Vereinsveranstaltungen würden künftig früher beginnen und spätestens 21 Uhr enden. Man suche auch nach weniger lärmintensiven Veranstaltungen wie zum Beispiel Theateraufführungen. „Denn wir wollen das Gemeindezentrum ja nicht aufgeben. Es soll weiter ein Treffpunkt für die Beunaer bleiben.“ Schließlich habe sich der Verein ja einst auf die Fahnen geschrieben, etwas für das Leben in der Gemeinde tun zu wollen. Am 8. Oktober laden der Gemeinderat und der Interessen- und Förderverein Wiederaufbau Kirche Beuna von 14 bis 18 Uhr zum Oktoberfest auf den Festplatz an der Kirche ein. Schöbel: „Für den 22. Oktober haben wir eine Ausnahmegenehmigung beantragt. Denn dann findet unser großes Weinfest statt.“ (mz)