Streik Streik: Ein fast normaler Schultag in Schkopaus Sekundarschule

Schkopau/MZ - Alles schien ruhig in Schkopaus Sekundarschule „Saale-Elster-Auen“ am Streiktag. Nur der ausgehängte Betreuungsplan am Eingang des Schulgebäudes wies darauf hin, dass es kein Schultag wie jeder andere war. Die Arbeitsniederlegung aller Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt, die Mitglied in der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) sind, ging zwar nicht spurlos an der Bildungseinrichtung vorbei, jedoch wirkte Schulleiter Hans Richter gut vorbereitet: „27 Prozent der heutigen Unterrichtsstunden wurden bestreikt, dafür konnten wir allerdings schon am Montag ein Vertretungsplan erstellen. Ich wusste von vornherein, welche Lehrer streiken würden“, erläuterte der Schulleiter.
Sieben der insgesamt 32 Lehrer an seiner Schule fehlten am Dienstag und kämpften in Magdeburg unter anderem für mehr Gehalt. Dementsprechend sah auch der Vertretungsplan aus: Denn die darauf hervorstechende Farbe Rot signalisierte allen Lehrern, Eltern und Schülern, welche Unterrichtsstunden nicht regulär abliefen, sondern unter Aufsicht geführt wurden. Betroffen waren alle Klassen von 5a bis 10b, wobei die Abschlussklassen sich trotz Aufsichtskraft gut organisiert selbst beschäftigten: „Wir planen zum Beispiel unsere Abschlussklassenfahrt“, teilte Schülerin Anne Werther aus der Klasse 10a mit. Für sie und ihre Mitschüler waren die dritte und vierte Schulstunde kein regulärer Unterricht. Genutzt wurden die beiden Stunden trotzdem, unter anderem auch zum Lernen. Dennoch fehle den Schülern der richtige Unterricht, da nur noch wenig Zeit bis zu den Abschlussprüfungen im April sei. Dafür sei eine gute Vorbereitung wichtig und deswegen benötigten sie jede Stunde. „Ich mache mir darüber keine Sorgen“ sagte Richter. Es gäbe in den nächsten Wochen extra Lernstunden für die Prüfungsfächer.
Dennoch war Einfallsreichtum gefragt, um die Schulstunden mit nützlichen Aktivitäten zu füllen. Richter betreute selbst eine Klasse und zeigte einen Film. „Wir dürfen den Unterricht des streikenden Kollegen nicht übernehmen, also müssen wir uns etwas ausdenken, um die Schüler sinnvoll zu beschäftigen“, so Richter. „Freizeitaktivitäten mit Lernhintergrund“ nannte es Richter. Neben den gezeigten Filmen wurden auch soziale Projekte durchgeführt. Aber wenn es danach gegangen wäre, den Unterricht zu vertreten, hätte er alles abdecken können, sagte Richter. Aber dann wäre der Streik ja sinnlos. Der solle ein Anstoß zum Nachdenken sein, bezogen auf die wachsenden Klassengrößen, die Anzahl der Arbeitsstunden pro Woche oder auf die Tatsache, dass junge Pädagogen fehlen: „Im Durchschnitt liegt das Alter der Lehrkräfte an dieser Schule etwa bei 50 Jahren. Wir brauchen aber junge Leute, die hierher kommen und unterrichten und dafür auch gutes Geld bekommen“, meinte Richter. Dennoch sei die Streikbereitschaft vor einigen Jahren höher gewesen.
Alles in allem sei der Tag fast wie ein normaler Schultag verlaufen. Schulleiter Richter war froh, dass alles gut geklappt hat: „Aber seien wir mal ehrlich, die meisten Schüler hatten bestimmt nichts gegen ein bisschen weniger Unterricht.“
