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Stornierung statt Strand Stornierung statt Strand: Das empfehlen Reiseleiter im Saalekreis für den Sommerurlaub

Von Robert Briest 08.05.2020, 07:38
Sonnenuntergänge unter Palmen könnten 2020 ein Traum bleiben.
Sonnenuntergänge unter Palmen könnten 2020 ein Traum bleiben. R. Briest

Merseburg/Bad Dürrenberg - Vor der Tür des Reisebüros Rackow am Merseburger Entenplan wird noch kräftig das Fernweh geweckt. Auf einem Aufsteller locken Panama, Barbados, Bali mit weißen Strände und blauen Meer. „Wir sind eine Branche, die Emotionen verkauft“, sagt Mitarbeiter Thomas Kapst. Positive Emotionen. Angst, Unsicherheit sind dagegen Gift für das Geschäft, ebenso wie Reisebeschränkungen. Eine Kombination dieser Faktoren macht gerade der Tourismusbranche und damit den Reisebüros als deren Vermittler schwer zu schaffen.

Nur leichte Öffnung für den regionalen Tourismus

Dort, wo normalerweise das kleine Fernweh und große Träume zu Geld und Tickets gemacht werden, bestimmen derzeit Stornierungen und Umbuchungen den Alltag. Selten kommen noch Kunden zu Kapst und Kollegen, die neue Reisen buchen wollen. Meist gehe es dann um die Zeit Oktober und November: „Viele Veranstalter haben den kompletten Winter freigeschaltet – natürlich unter der Maßgabe, dass die Reisen dann auch durchgeführt werden können.“

Garantieren kann das angesichts der Coronakrise aktuell niemand. Die Politik setzt zwar derzeit auf Lockerungen der Restriktionen, doch bisher zeichnet sich nur eine leichte Öffnung für den regionalen Tourismus ab. Immerhin verbreiteten Politiker zuletzt Zuversicht, dass zumindest der Urlaub im Inland möglich sein könnte. Könnte. „Wir brauchen prägnante Aussagen“, fordert Sylva Dohm, Leiterin eines Reisebüros in Bad Dürrenberg, damit die Branche nicht am langen Arm verhungere.

Auswärtige Amt verlängert Reisewarnung bis zum 14. Juni 

Die Politik, so kritisiert sie, habe bei Diskussionen um Hilfen, vor allem die großen Reiseveranstalter im Kopf: „Wir sind das letzte Glied.“ Eines, das unter der Krise leidet. Zuletzt demonstrierten Reisebüros und Veranstalter in Halle, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Auch Dohm war dabei. Sie sieht das Problem, dass die Reisebüros durch die Stornierungen und Umbuchungen derzeit doppelte und dreifache Arbeit hätten, ohne dafür bezahlt zu werden. Provision würde erst fließen, wenn die Kunden auch reisten.

Das passiert derzeit jedoch nicht. Das Auswärtige Amt hat seine Reisewarnung bis zum 14. Juni verlängert. Die Veranstalter sagen die bis dahin beginnenden Reisen nun ab. Kapst rät seinen Kunden zur Geduld. Sie sollten warten, bis Veranstalter die Reisen stornieren. Würden die Kunden jetzt schon ihre Buchungen nach dem 14. Juni canceln, würden die Allgemeinen Geschäftsbedingungen greifen und im Zweifelsfall Kosten anfallen.

Vorsicht vor Gutscheinen

Sagt der Veranstalter jedoch ab, gibt es das Geld zurück oder der Reisewillige entscheidet sich für eine Umbuchung, was dem Reiseanbieter lieber sei: „Sie zahlen dafür teilweise sogar Boni“, berichtet Kapst. Er beobachtet, dass Kunden durchaus diesen Weg wählen. Alle stornierten Kreuzfahrten seien etwa auf 2021 umgelegt worden.

Als dritte Option würden die Veranstalter auch Gutscheine anbieten, erklärt Dohm und rät zur Vorsicht, denn anders als bei einer Umbuchung, bei der die Anzahlung abgesichert ist, sei unklar, was im Falle der Insolvenz des Anbieter mit dem Gutschein passiere. Auch sie empfiehlt ihren Kunden abzuwarten, bis die Veranstalter die Reisen stornieren.

Deutschland bleibt wohl sicherste Option für den Sommer

Dass die Menschen durchaus reisen wollen, wenn es geht, sagen beide Reiseexperten: „Wir versuchen den Leuten Mut zu machen: ,Ihr wollt verreisen. Es wird schon irgendwie gehen’“, sagt Kapst, führt aber selbst ein weiteres Problem an: Selbst wenn das Auswärtige Amt die Reisewarnung aufhebt, müsse man immer die Situation im Reiseland betrachten: „Es hilft ja nicht, wenn die Urlauber da in Quarantäne müssen.“

Bleibt Deutschland als wohl sicherste Option für den Sommer. Allerdings wird es wohl auch hier nicht mehr die freie Auswahl geben. Die Ostsee sei im Februar schon fast ausgebucht gewesen, berichtet Kapst. Und teuer, ergänzt Dohm: „Es gibt aber noch andere schöne Ecken.“ Die Reiseexpertin empfiehlt Mecklenburg, Harz und Thüringer Wald. (mz)