Statistik: Beliebte Schulformen im Saalekreis Statistik: Beliebte Schulformen im Saalekreis: Sekundarschulen cooler als Gymnasien

Merseburg - Totgesagte leben länger. In den vergangenen Jahren waren die Gymnasien im Saalekreis drauf und dran, die Sekundarschulen in der Popularität abzuhängen. Als Beweis dient die Statistik. Wenn Kinder die vierte Klasse verlassen und auf eine weiterführende Schule wechseln, müssen sich die Eltern zwischen dem Gymnasium und der Sekundarschule entscheiden. Im Schuljahr 2015/16, das am Freitag endet, lagen beide Schulformen noch gleichauf. Für das neue Schuljahr ergibt sich nun ein anderes Bild. 55 Prozent der Mädchen und Jungen ziehen den Unterricht an der Sekundarschule vor. „Die Akzeptanz der Realschulausbildung ist gestiegen“, sagt Hartmut Fäller, Schulleiter der Goethe-Sekundarschule in Merseburg.
Sekundarschule Wallwitz am beliebtesten
Zwischen 2011 und 2013 war das Gebäude in der Schulstraße für 7,5 Millionen Euro saniert worden. „Der moderne Eindruck und die guten Bedingungen haben unser Image natürlich verbessert“, erklärt Fäller. Die Goetheschule gehört zu den „Gewinnern“ im Votum der Viertklässler und ihrer Eltern. Im Vergleich zum aktuellen Schuljahr wurden 17 Kinder mehr angemeldet, nur die Sekundarschule Wallwitz (plus 25) steht noch höher in der Gunst. „Es spielen bei der Schulwahl sicher viele Faktoren eine Rolle“, sagt Fäller: „Aber offenbar trägt auch die günstige Situation am Ausbildungsmarkt dazu bei. Früher hat Eltern die Furcht begleitet, Gymnasiasten könnten Realschülern die Plätze wegschnappen. Diesen Verdrängungswettbewerb haben wir nicht mehr.“
Realschüler sind gern gesehene Bewerber
Tatsächlich haben Abiturienten, die nicht studieren wollen, nicht zwangsläufig bessere Karten in den Betrieben. „Realschüler, auch Hauptschüler werden gern als Bewerber für Ausbildungsstellen genommen, weil sie häufig gute praktische Kompetenzen haben“, bestätigt Petra Bratzke, Leiterin der Agentur für Arbeit in der Region Halle/Saalekreis. Einrichtungen wie die Sekundarschule Schkopau haben Kooperationsverträge mit Unternehmen aus dem Umland geschlossen. Das Ergebnis: Fast alle Jugendlichen finden nach der achten oder zehnten Klasse eine Lehrstelle. Der intensive Kontakt in die Wirtschaft zahlt sich aus. Hier hinken Gymnasien schon alleine aufgrund der unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen hinterher. Laut Bratzke gibt es im Agenturbezirk noch 192 unbesetzte Ausbildungsplätze für Haupt- und 289 freie Angebote für Realschüler. „Das sind 80 Prozent unserer offenen Stellen“, sagt sie.
Geht es nach Hartmut Fäller, könnte sich das Gewicht zwischen Gymnasien und Sekundarschulen noch weiter verschieben. „Früher sind nur 30 bis 35 Prozent der Kinder zum Gymnasium gewechselt. Wir wären auf so eine Entwicklung vorbereitet.“ (mz)