Ständehaus Merseburg Ständehaus Merseburg: Ein kostspieliger Leerstand
MERSEBURG/MZ. - Die Kosten für das Merseburger Ständehaus werden zunehmend zur Belastung für die Stadt. In diesem Jahr zeichnet sich ein Rekord-Defizit von fast einer Viertelmillionen Euro ab.
Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Zahl der Veranstaltungen deutlich gesunken war, ist auch in den ersten drei Monaten dieses Jahres kaum nennenswerte Besserung eingetreten. Die repräsentativen Räume stehen weitgehend leer. Tagungen oder große Kongresse im Ständehaus scheinen der Vergangenheit anzugehören. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Einnahmen: Nur knapp 30 000 sind für das laufende veranschlagt. Vor zwei Jahren kamen noch rund 120 000 Euro zurück in die Stadtkasse. Allein die jährlichen Personalausgaben belaufen sich jedoch bereits auf rund 100 000 Euro.
Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) führt die Probleme im Ständehaus auf "organisatorische Schwierigkeiten" zurück. Gemeint sind Differenzen zwischen der Stadt, einer Veranstaltungs-Agentur und dem benachbarten Radisson-Hotel. Die Verträge mit beiden ehemaligen Partnern wurden mittlerweile aufgelöst - und ein neuer Vertrag wurde geschlossen. Bühligen hat jemanden engagiert, der für eine bessere Auslastung sorgen soll: den langjährigen Organisator der Sachsen-Anhalt Tage, Gerald Fuchs. Er soll ab 1. Mai in Merseburg auf Grundlage eines Beratervertrages anfangen. Und dafür erntet Bühligen Kritik. Unter anderem Linksfraktionschef Michael Finger wirft ihm Unehrlichkeit vor. Der Oberbürgermeister habe Fuchs heimlich nach Merseburg geholt und mit einem Vertrag ausgestattet. "Wir Stadträte sind nicht gefragt worden", so Finger. Bühligen weist die Kritik als falsch zurück und spricht stattdessen von besseren Zeiten. Er hoffe, dass man künftig mit Hilfe des neuen Mannes mehr Veranstaltungen ins Ständehaus holen und den Prachtbau überregional vermarkten kann. Bühligen plant mit gut 100 Veranstaltungen in diesem Jahr. Zum Vergleich. Im benachbarten Kulturhaus in Leuna rechnet man ähnlich - fürs erste Halbjahr.
Neue Pläne gibt es offenbar für das im Erdgeschoss liegende Restaurant im Ständehaus. Auch das steht leer, nachdem sich das Radisson-Hotel zurückgezogen hatte. Ein neuer Betreiber scheint nicht in Sicht - obwohl der Standort für eine Gaststätte besser nicht sein könnte. Im Rathaus setzt man nun auf eine "Kaffeestube". Kleinere Kalte Speisen und Getränke sollen nach Vorstellung Bühligens dort künftig verkauft werden. Ob es dafür bereits Interessenten gibt? Offenbar nicht.
Wegen der aktuellen Finanzmisere, in der sich die Stadt befindet, kursieren derweil sogar Überlegungen, das Ständehaus zu schließen. Das will Oberbürgermeister Jens Bühligen in jedem Fall verhindern. "Mit mir wäre das nicht zu machen."