Sprechstunde muss ausfallen
Merseburg/MZ. - 60-Jährige wegen chronischer Schmerzen in der Schmerzsprechstunde von Dr. Monika Schinke am Merseburger Klinikum behandelt, seit vier Jahren auch ihr 63-jähriger Ehemann. Ganz plötzlich soll damit nun Schluss sein.
"Unsere Ärztin darf diese Sprechstunde nicht mehr halten, die kassenärztliche Vereinigung hat das untersagt", schilderten die Lauchstädter am heißen Draht der MZ und finden harte Worte der Empörung. Stets seien sie zufrieden gewesen mit der Behandlung, die gut angeschlagen habe. "Wir haben kein Verständnis für diese Ent
scheidung", betont das Paar. Damit stehen Sachses bei weitem nicht allein. Mehrere Patienten haben sich bereits bei der MZ beklagt, viele wandten sich direkt an die Ärztin. Für Monika Schinke, die als Oberärztin in der Anästhesie im Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikum tätig ist, kam der ablehnende
Bescheid wie aus heiterem Himmel, weckte Betroffenheit und Empörung, aber auch Sorge um die Patienten. Am 22. September hatte sie vor dem Urlaub ihre letzte Sprechstunde - am 23. traf der Brief der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) aus Magdeburg ein. Nur die Ablehnung, ohne Begründung. Auf diese wartet die Medizinerin noch, dann will sie über einen Anwalt Widerspruch einlegen.
Vor zwölf Jahren erhielt die Ärztin die Ermächtigung zur speziellen Schmerztherapie, seit zehn Jahren bietet sie jeden Montag im Klinikum Sprechstunden an - ausschließlich auf Überweisung. "Im Quartal behandele ich rund 450 Patienten", sagt sie. Es handele sich zum großen Teil um chronisch Kranke mit Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, aber auch um Tumorpatienten. Die meisten gelten als multimorbide Patienten, das heißt, sie haben mehrere schwere Erkrankungen. Sie kennt die meisten schon lange, nimmt sich stets Zeit für sie.
Die Zulassung "zur Erbringung schmerztherapeutischer Leistungen" muss regelmäßig neu beantragt werden. Weshalb ihr dies ab Oktober 2006 versagt wurde, kann Monika Schinke nicht nachvollziehen. Immerhin ist sie die einzige Fachärztin im Landkreis mit diesem Angebot. Eine Vorab-Information hat sie nie erhalten. Doch sie ist entschlossen, sich zu wehren.
Dabei kann sie auf die Unterstützung des Klinikums bauen. "Wir bedauern sehr, dass die Schmerzambulanz nicht mehr genehmigt wurde", unterstreicht Klinikums-Verwaltungsdirektor Lothar Peruth. Es dürfe nicht sein, dass der Patient nun auf der Strecke bleibe. "Wir unterstützen Frau Dr. Schinke in ihrem Bemühen, ihre Arbeit fortzuführen", versichert er. Bei der KV in Magdeburg wollte man zu der Angelegenheit nichts sagen. Die Entscheidung treffe ein Zulassungsausschuss, erklärte ein Sprecher. Da es sich um ein "schwebendes Verfahren" handele, würden keine Auskünfte gegeben.