Spielberg Spielberg: Staatsminister Rainer Robra will Kirche St. Martin retten

Spielberg - Was kann passieren, wenn ein Staatsminister in einer kleinen Dorfkirche sitzt und gegen die Decke starrt? Ganz einfach: Man gründet einen Verein. Genauso ist es passiert im Querfurter Ortsteil Spielberg vor sechs Jahren.
Da saß Sachsen-Anhalts Staatsminister Rainer Robra (CDU) in der Spielberger Kirche St. Martin, weil sein Enkelsohn Johannes getauft werden sollte. Der wohnt mit seinen Eltern in Spielberg, und dort hat sein Vater einen Bauernhof. Seine Mutter, die Tochter Robras, arbeitet als Zahnärztin. Und zur Taufe war auch Opa Rainer, der Minister, gekommen. „Als ich da so in der Kirche war und nach oben schaute, war ich sehr erschrocken. Mir blutete das Herz ob des schlechten Zustandes des Gotteshauses“, erzählt er der MZ.
Robra übernahm Vereinsvorsitz
Und weil sich in der Region schon einige Vereine recht erfolgreich um den Erhalt und die Sanierung ihrer Kirchengebäude kümmern, warf Robra im Anschluss an den kirchlichen Festakt die Idee in die Runde, für Spielberg auch einen solchen Verein zu gründen. „Das passierte sozusagen direkt an der Kaffeetafel“, erinnert sich Hermann Rotermund, der auch für Spielberg zuständige Pfarrer im Kirchspiel Querfurt. Gesagt, getan. Im unmittelbaren Anschluss an die Taufe wurde der Kirchenbauverein St. Martin Spielberg gegründet. Und der Staatsminister aus Magdeburg übernahm sogar den Vorsitz. „Ich suche gerne nach Möglichkeiten, mich ehrenamtlich zu betätigen. Und wenn ich etwas tun kann für den Erhalt dieser kleinen romanischen Kirche, dann will ich das somit gerne tun. Diese Ecke unseres Landes liegt mir sehr am Herzen. Und ich bin hier ja auch unterwegs, wenn wieder einmal Filme gedreht werden. Denn als Staatsminister ist man ja auch verantwortlich für die Medien und die Filmbranche“, begründet Rainer Robra seinen Entschluss, dem Verein vorzustehen.
Inzwischen hat der 14 Mitglieder. Die Familie des Ministers gehört dazu. Und der Verein war fleißig. Er organisierte kulturelle Veranstaltungen und sammelte dabei Geld, denn ein neues Dach kostet rund 90 000 Euro. Die müssen erst einmal aufgebracht werden. „Aber ich muss zugeben, dass es natürlich wie ein Sechser im Lotto ist, wenn ein Minister so bodenständig ist, einen Verein in einem kleinen Dorf gründet und ihn auch noch leitet“, schmunzelt Pfarrer Rotermund. So konnte der Verein selber 15 000 Euro zusammenbringen. Vom Land kamen 25 000 Euro, 10 000 Euro spendierte die Sparkasse, den Rest gaben Lotto-Toto, der Kirchenkreis und das Kirchspiel.
Noch viel zu tun
Und so kann nun die Sanierung des Daches der kleinen romanischen Chor-Turmkirche in Angriff genommen werden. „Solch eine Kirche ist schon besonders“, erklärt Minister Robra. „Zuerst steht da nämlich ein Wehrturm mitten in der Landschaft. Dann werden nach und nach Gemeindehaus (Schiff) und Apsis angebaut.
Und solch eine Kirche steht eben nicht wie erwartet von Ost nach West ausgerichtet, wie die Kirchen an sich, zudem befindet sich der Altar unter dem Turm“, erklärt der Minister, der zuletzt wieder beim Tag des offenen Denkmals in Spielberg war, um mit seinem Kirchenbauverein das Gotteshaus zu präsentieren, mit Besuchern ins Gespräch zu kommen und weitere Spenden zu akquirieren, denn es gibt noch eine Menge zu tun für St. Martin. (mz)
