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Schwerbehindertenförderung Schwerbehindertenförderung: "Jeder kann betroffen sein"

Von Tilo Krippendorf 12.08.2013, 18:52
Marcel Adamczyk hat nun einen Arbeitsplatz.
Marcel Adamczyk hat nun einen Arbeitsplatz. MARCO Junghans Lizenz

Merseburg/MZ - Marcel Adamczyk kennt sich gut mit Computern aus. Eine Arbeit zu finden, fiel dem jungen Mann aber nicht leicht. Der Grund: Adamczyk ist schwerbehindert, ansehen kann man ihm das nicht. Jan Birkholz hat Adamczyk nun einen Job in seiner Firma gegeben. Birkholz ist Chef des JBE Computershops in Merseburg. „Adamczyk ist sehr engagiert und hat das fachliche Wissen, um bei uns zu arbeiten“, begründet Birkholz die Entscheidung. Bei einem Praktikum hatte sich Adamczyk bewährt.

Doch die Integration verläuft nicht immer so gut. 347 Schwerbehinderte waren im Juli im Saalekreis gemeldet, die Zahl hatte innerhalb von vier Jahren um ganze 26 Prozent zugenommen. Um Schwerbehinderten einen Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, hat das Landesverwaltungsamt ein neues Arbeitsmarktprogramm auf den Weg gebracht. 250 000 Euro stehen dem Jobcenter und der Arbeitsagentur zur Verfügung, um Anreize bei Firmen zu schaffen, Schwerbehinderte einzustellen. Eigentlich sind Firmen ab einer bestimmten Mitarbeiterzahl dazu angehalten, derartige Stellen zu schaffen. Sie können sich aber auch von dieser Verpflichtung freikaufen.

Finanziert wird die Förderung durch die Ausgleichsabgabe. Diese ist für Arbeitgeber relevant, wenn sie über 20 Arbeitsplätze zur Verfügung haben. Die Ausgleichsabgabe muss dann entrichtet werden, wenn nicht mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzt sind. Je nach Beschäftigungsquote liegt der Betrag für einen unbesetzten Platz zwischen 115 und 290 Euro im Monat.

Ziel des neuen Programms sind die Erhöhung der Akzeptanz von Schwerbehinderten in der Arbeitswelt und die Sensibilisierung des Themas in den Unternehmen. Denn sie profitieren von dem Programm: Dank der Zuschüsse können 90 Prozent des Gehaltes des Behinderten in den ersten beiden Jahren seiner Beschäftigung durch das Jobcenter übernommen werden. Im dritten und letzten Jahr der Förderung sind es dann immer noch 80 Prozent, bevor die Förderung eingestellt wird.

Thomas Pleye, Präsident des Landesverwaltungsamtes, meint, aufgrund der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels sei es „eine interessante Phase, um Schwerbehinderten eine Chance zu geben“. Immerhin liege Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 3,8 Prozent Schwerbehinderter unter dem Durchschnitt der Bundesrepublik. Auch Landrat Frank Bannert (CDU) begrüßt die Förderung. „Durch einen Unfall kann über Nacht jeder von einer Behinderung betroffen werden“, so Bannert.