Schulbeginn Schulbeginn: Auf dem Weg zum Doppel-Abi
Querfurt/MZ. - Pausenklingeln, Hofpausen, Klassenarbeiten - Schule eben. Seit Donnerstag nimmt sie wieder ihren Lauf, haben die Sommerferien ein Ende. Für 740 Mädchen und Jungen, davon 140 neue, begann damit auch am Querfurter Gymnasium der Alltag.
Für einige jedoch mit einer gravierenden Veränderung. Alle Schüler ab der jetzigen achten Klasse werden nicht mehr im 13. Schuljahr, sondern schon ein Jahr früher, ihr Abitur machen. So beschloss es jüngst die Landesregierung von Sachsen-Anhalt und nahm damit den Entscheid der Höppner-Mannschaft zurück. Somit wird es 2007 zwei Abiturjahrgänge geben: Nämlich den der Schüler, die jetzt mit der Achten begannen und jenen der jetzigen neunten Klasse.
Gut für die einen, die ein Jahr eher den Abschluss machen? Schlecht für die anderen, die bis zur 13. die Pennebank drücken müssen?
"Ich kann es geruhsamer angehen", meint Annemarie Wegner, die das Abi in der 13. Klasse machen wird und jetzt in der neunten ist. Im ersten Moment hätte sie sich etwas gegrämt. "Naja, weil ich den Eindruck hatte, dass wir in der 5. und 6. Klasse viel Zeit verplempert haben und es dann doch ziemlich gedauert hat, bis alle aus der Klasse das Gymniasialniveau hatten." Dort sieht sie Sparmöglichkeiten. Ihre Schulkameradin Victoria Tutschka ist jetzt in die achte Klasse gekommen. Auch sie macht wie Annemarie 2007 ihr Abitur. "Ich habe mich über den Beschluss gefreut. Aber ich weiß auch, dass ich viel konzentrierter lernen muss, als die 13er. Ich bin in einer diszipliniert arbeitenden Klasse. Da macht das Lernen Spaß, wenn alle mitziehen." "Ich war eigentlich schon immer gegen das 13. Schuljahr", bekennt der Schulleiter Hans-Ulrich Walter. Der 58-Jährige sieht es als "verschenkte Ausbildungszeit" an. "Ich finde, die jungen Menschen sollten so schnell als möglich in die Wirtschaft. Sie sind voller Elan und Innovation, dies sollte doch rasch genutzt werden." Dennoch, so gibt der Mathe- und Geografielehrer zu bedenken - er ist seit 1966 im Schuldienst, habe ein weiteres Schuljahr auch etwas Gutes gehabt. Dies zeige der erste 13-er Jahrgang, der in diesem Sommer zum Abitur geführt wurde. Die Jugendlichen seien reifer. Positiv würde sich der längere Ausbildungsweg für die auswirken, die zum lernen etwas mehr Zeit bräuchten. Walter glaubt, dass mit der Einführung des zwölfjährigen Bildungsweg an den Gymnasien die "Flucht" nach Thüringen gestoppt werden könnte.
Jedes Jahr hätten sich Eltern aus den Randregionen des Landkreises dafür entschieden, ihre Kinder nach Thüringen aufs Gymnasium zu schicken, denn dort wird das Abi in der 12. Klasse gemacht. Walter habe dies immer mit "leisem Bedauern" gesehen. Wird es Niveauunterschiede zwischen den beiden Abiturklassen geben? "Nein, das glaube ich nicht", meint Walter. "Das Abi-Niveau wird nicht gesenkt, nur weil ein Schuljahr fehlt. Für diese Schüler wird es konzentrierter. Die Anforderungen werden also steigen." Denkt der Schulleiter bereits an den Sommer 2007 mit Abiprüfungen in der 12. und 13. sowie zwei Abiturientenbällen? "Das ist noch eine Weile hin", lacht Walter. "Wir hatten 2001 gar keinen Abijahrgang, also holen wir den wieder rein. Das packen wir."
Das finden auch Annemarie und Victoria. Ob 13 Jahre oder zwölf bis zum Abi - ob danach Studium oder Lehre folgt, egal - sie finden noch Zeit für Basketball- und Klavierspielen. Eine Sorge haben die beiden Querfurterinnen und grübeln: Im Jahr 2007 gibt es eine Abiturientenschwemme. Bekommen die dann alle Arbeit oder einen Studienplatz, fragen sie die Politiker.