Schlecker-Anklage Schlecker-Anklage: Ex-Mitarbeiterin aus Sachsen-Anhalt wartet auf 40.000 Euro

Merseburg - Eigentlich hat Gudrun Neugebauer den Fall Schlecker abgehakt. 22 Jahre arbeitete die Frau aus Nemsdorf-Göhrendorf für die Drogeriemarktkette. Richtete bundesweit Läden ein, lernte Mitarbeiter an und leitete 14 Jahre die Schlecker-Filiale in Karsdorf. Bis 2012, als das Unternehmen Pleite ging.
Neugebauer suchte und fand sofort neue Arbeit. „Was sollte man schon machen. Ich wollte nicht zu Hause sitzen“, sagt die 60-Jährige. Bald sei Schlecker für sie Geschichte gewesen. Doch nun ist der Fall wieder präsent.
Vor wenigen Tagen wurde Anklage gegen Firmengründer Anton Schlecker, seine Frau und die beiden Kinder erhoben. Schlecker soll vor der Unternehmens-Insolvenz Geld beiseite geschafft haben - rund 20 Millionen Euro. Der Vorwurf: vorsätzlicher Bankrott.
Abstieg begann mit den Kindern
„Das war geplant und Vorsatz. Das machen sie doch alle so“, ist sich Neugebauer sicher. Sie glaubt, dass die Schuld bei Schleckers Kindern liegt. „Die haben am Ende alles alleine gemacht und ihrem Vater nichts mehr gesagt.“ Laut Gudrun Neugebauer hat mit dem Eingreifen von Meike und Lars Schlecker der Abstieg des Unternehmens begonnen. Sie wollten die Drogeriemarktkette umgestalten. Diese sei zu altbacken und könne mit der Konkurrenz Rossmann nicht mithalten.
Auf Unternehmensgründer Anton Schlecker hält Neugebauer bis heute hohe Stücke. „Ich habe ihn damals ja noch ganz anders kennengelernt“, sagt sie. In Jeanshosen sei er bei Filialeröffnungen mitgelaufen. Man sei auf Du und Du gewesen. Ein „Normalo“, immer freundlich und verlässlich. „Herr Schlecker hat alles für uns gemacht. Ordentlich und pünktlich gezahlt.“ Auch um die Altersvorsorge seiner Angestellten habe er sich gekümmert. Den Schlecker-Frauen ist davon nichts geblieben. Gerade für ältere Kolleginnen sei die Pleite ein Schock gewesen, erzählt Neugebauer, die heute als Taxifahrerin und Altenpflegehelferin in Merseburg arbeitet.
Drei Monatslöhne und Abfindung offen
Wie andere Schlecker-Frauen hat auch sie noch eine Rechnung mit ihrem früheren Arbeitgeber offen: Drei Monatslöhne und eine Abfindung von 40.000 Euro. Große Chancen, an das Geld zu kommen, rechnet sie sich nicht aus. „Das ist wie mit einem Lottogewinn“, sagt die 60-Jährige. „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber wenn das Geld fort ist, ist es nunmal fort.“
Was Neugebauer mehr bewegt, ist die Frage, ob die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. „Ich hoffe, dass sie da irgendwas rauskriegen.“ Ihr Interesse für Schlecker ist wieder geweckt. „Würde es zu einem öffentlichen Prozess kommen, würde ich wahrscheinlich auch mal hinfahren“, sagt die 60-Jährige. (mz)