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Schafstädt Schafstädt: Historische Mühle wird Vereinshaus

Von Michael Bertram 15.03.2013, 18:00
Das Zahnrad zeugt noch von der früheren Funktion der Schafstädter Mühle. Michael Kuhles und Klaus Andres (r.) wollen das Gebäude restaurieren.
Das Zahnrad zeugt noch von der früheren Funktion der Schafstädter Mühle. Michael Kuhles und Klaus Andres (r.) wollen das Gebäude restaurieren. Junghans Lizenz

Schafstädt/MZ - Flügellahm steht sie da, die einst prächtige Schafstädter Mühle. Der Zahn der Zeit hat an dem Gebäude genagt: Drei Viertel des Putzes sind abgebröckelt, das Windrad ist bereits seit zwei Jahren demontiert und als Dach dient eine Art Metallhut - Reste aus der früheren LPG direkt nebenan.

Seit einiger Zeit wuseln allerdings die Mitglieder des Heimatvereins an der historischen Mühle. Sie wollen dem alten Gebäude seinen Glanz zurückgeben. Bis Ostern sollen wichtige Bauarbeiten abgeschlossen sein, wie Ortsbürgermeister Klaus Andres erklärte. „Von den drei Etagen fehlt nur noch in einer der Holzboden, dann werden die Fenster abgedichtet und geputzt“, sagt er.

Nach Plänen des Heimatvereins soll die Mühle bei der Restaurierung, zwar ihre verblasste Schönheit zurückerhalten, nicht jedoch ihre eigentliche Funktion. „Wir haben nicht vor, diese Mühle wie etwa in Spergau so herzurichten, dass man wieder Schrot darin mahlen könnte“, erklärt Andres. Vielmehr wolle der Verein das Objekt als Treffpunkt gestalten, für Vereine, aber auch Privatleute, attraktiv machen. Dass sich die Mühe lohnt, zeigten durchaus schon die Aktivitäten in der Vergangenheit: „Wir hatten hier Geburtstagsfeiern, Jugendliche haben gezeltet, der Karnevalsverein und die Feuerwehr haben die Mühle genutzt“, zählt Andres die Interessenten auf, zu denen auch der Verein selbst zählt, die Mühle als „Vereinshaus der etwas anderen Art“ selbst nutzen möchte.

Bis dieser Traum wahr wird, gibt es für die rund 20 Mitglieder des Vereins aber noch allerhand im Inneren zu tun - insbesondere was die Holzkonstruktion betrifft. „Früher lief der Regen bis nach ganz unten durch“, erinnert sich Andres. Die Auswirkungen erkennen Besucher noch heute am Holz. Die Balken sind stark in Mitleidenschaft gezogen worden, seien jedoch nicht morsch, wie Andres und seine Vereinskameraden versichern. Durch glückliche Umstände kommt der Verein mit den Arbeiten gut voran, so wurde das nötige Holz für die Böden über Sponsorengelder gekauft, handwerkliches Geschick steuert ein Zimmermann bei, der ebenfalls im Verein Mitglied ist.

Während Andres über eine steile Leiter nach oben in die Aussichtsplattform klettert, blättert Vereinschronist Jürgen Hedler in der „Mühlenakte“. Das Wissen stammt zum Teil von einem Windmühlenexperten aus Langeneichstädt, der dem Verein viele Informationen beisteuerte. Laut der Dokumentation gibt es viel über das Bauwerk zu erzählen, dass bereits 1885 von einem gewissen Bernhard Schulz errichtet wurde. Der ließ die frühere Bockwindmühle abreißen und die heutige Holländermühle erbauen.

Unter dem späteren Besitzer Ziem wurde gegen 1920 ein Elektromotor nachgerüstet. „Letzter Besitzer war Emil Köhler, dann wurde die Mühle 1969 endgültig stillgelegt“, erzählt Hedler. Viele historische Fotos zeugen noch heute von der einstigen Schönheit der Schafstädter Mühle, die Ende der 60er Jahre in einen jahrzehntelangen Schlaf fiel. Dank der Arbeit des Vereins könnte sie daraus bald erwachen und eine neue Bedeutung in dem kleinen Ort erlangen.

1885 erbaut und 1969 stillgelegt - die Schafstädter Holländermühle
1885 erbaut und 1969 stillgelegt - die Schafstädter Holländermühle
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