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Sanierung macht keinen Sinn Sanierung macht keinen Sinn: Wofür zwei Blöcke aus DDR-Zeiten nun verschwinden sollen

Von Undine Freyberg 08.08.2019, 05:00
Im kommenden Jahr soll auch dieser Block in der Merseburger Abbestraße abgerissen werden. Mieter bekommen Angebote für andere Wohnungen bei der Gebäudewirtschaft, wenn sie das wünschen.
Im kommenden Jahr soll auch dieser Block in der Merseburger Abbestraße abgerissen werden. Mieter bekommen Angebote für andere Wohnungen bei der Gebäudewirtschaft, wenn sie das wünschen. Katrin Sieler

Merseburg - Ein Teil der Blöcke an der Merseburger Abbestraße erinnert an tiefste DDR-Zeiten. Die Briefkästen erwecken den Eindruck, als wären hier schon alle Mieter ausgezogen. Doch weit gefehlt - einige sind schon noch da.

Geschäftsführer der Gebäudewirtschaft bietet Mietern der Abbestraße Alternativen

Wer hier wohnt, tut das, weil er entweder schon ewig hier lebt, oder weil das Portemonnaie nicht mehr hergibt. Von den 80 Wohnungen in den acht Eingängen der Blöcke Abbestraße 12 bis 18 und 30 bis 36 stehen aktuell bereits 60 Wohnungen leer. Für die Gebäudewirtschaft würde eine Sanierung keinen Sinn machen, denn der Leerstand an Wohnungen in der Stadt ist immer noch sehr hoch. Deshalb sollen die Blöcke abgerissen werden. „Aber wir verschicken nicht einfach Briefe an unsere Mieter und sagen ihnen, dass sie ausziehen sollen. Das machen wir nicht. Wir gehen persönlich auf jeden Einzelnen zu, informieren und suchen gemeinsam nach einer Lösung“, sagt Thomas Elmendorff.

Der Geschäftsführer der Gebäudewirtschaft erklärte gegenüber der MZ: „Je nachdem, was die Leute wünschen, versuchen wir in jedem Fall, ihnen eine andere neue Wohnung anzubieten. Die Mieter schauen, was der Geldbeutel hergibt, ob sie mehr oder weniger Wohnraum benötigen und wo sie hinziehen wollen, und wir tun was wir können.“ Als er 2002 bei der Gebäudewirtschaft angefangen habe, habe der Leerstand bei 39 Prozent gelegen, so Elmendorff. „Von 2002 bis 2012 haben wir insgesamt 1070 Mietern neue Wohnungen zur Verfügung gestellt und vieles zurückgebaut.“

Statt Blöcke aus DDR-Zeiten ein- oder zweigeschossige Stadthäuser

Aktuell habe die Gebäudewirtschaft einen Leerstand von 10,3 Prozent. Mit dem Abriss der beiden Blöcke würde sich dieser auf sechs Prozent verringern. Mitte 2020 soll mit dem Rückbau an der Abbestraße begonnen werden. Dafür würden Fördermittel gebraucht. „Und die sind auch schon beantragt“, sagt der Geschäftsführer. Im Rahmen des Förderprogramms Stadtumbau Ost/Rückbau könne man mit rund 70 Euro Fördermitteln pro Quadratmeter rechnen. „Die Kosten liegen aber bei mehr als 100 Euro pro Quadratmeter.“

Doch was passiert im Anschluss mit dem Gelände. „Wir wollen die Grundstücke Bauwilligen zur Verfügung stellen, die an dieser Stelle dann ein- oder zweigeschossige Stadthäuser bauen könnten, die zur Bebauung drumherum passen“, erklärt Elmendorff. „Denn wir haben ja in Merseburg ein Luxusproblem - wir haben eine Stadt mit wenigen Einwohnern und viel zu viel Platz.“ Ein Teil der gut 6000 Quadratmeter großen Fläche zwischen den Blöcken ist aktuell noch im Besitz der Stadt Merseburg und wird von den Anwohnern als Parkplatz genutzt. „Wir versuchen gerade, diese Fläche zu erwerben, um ein geschlossenes Areal anbieten zu können.“

„Wohnen jenseits der Metropolen"

Der bevorstehende Abriss wird auch eins der Themen sein, die am Donnerstag beim Besuch des Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko, besprochen werden. Gedaschko ist in Merseburg zu Gast, um sich zum Thema „Wohnen jenseits der Metropolen – gleichwertige Lebensverhältnisse“ zu informieren.

Natürlich werden die WG Aufbau und die Gebäudewirtschaft auch ihre Vorzeigeobjekte wie das „Rabennest“ und das Quartier Tiefer Keller präsentieren. Elmendorff: „Aber wir werden an diesem Tag auch thematisieren, dass wir im Osten im Programm Stadtumbau immer noch Fördermittel für den Abriss brauchen.“ (mz)

Auch diese Fläche möchte die Gebäudewirtschaft vermarkten.
Auch diese Fläche möchte die Gebäudewirtschaft vermarkten.
Katrin Sieler