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Saalekreis Saalekreis: Zwischen Freude und Zorn

Von ELKE JÄGER 10.03.2011, 19:21

SCHKOPAU/MZ. - Je näher der Dienstag rückt, umso höher schlagen die Wellen. An dem Tag entscheidet nämlich der Gemeinderat Schkopau über den Verkauf einer Fläche im Ortsteil Lochau an einen ortsansässigen Investor, der dort einen Supermarkt errichten will. Konkret geht es um die Fläche zwischen Elsterdamm und der Straße nach Döllnitz hinter dem Abzweig Burgliebenau. Da es sich um Grundstücksangelegenheiten handelt, passiert das Ganze - wie üblich - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Für Bürgermeister Detlef Albrecht (CDU) ist die Sache klar. "Die Mehrheit der Bürger hat sich dafür ausgesprochen", sagt er. "Wir freuen uns über die Ansiedlung."

Eine Meinung, die zum Beispiel Werner von Strauch überhaupt nicht teilt. Der Burgliebenauer und ein Häuflein Gleichgesinnter würden den Bau des Marktes gern verhindern. "Fünf Kilometer weiter in Radewell ist gerade ein Einkaufsmarkt geschlossen worden und die kleinen Läden in den Ortschaften stehen auch alle leer", beklagt er.

Zudem hält er den Standort nahe der Elster für gefährlich. Es gebe keine Garantie, dass der Neubau vor dem steigenden Grundwasser oder bei einer möglichen Überflutung geschützt sei. Doch darüber hätten weder der Lochauer Ortsbürgermeister noch der Bürgermeister mit ihm reden wollen.

Das Thema Supermarktbau war bereits während der Klimakonferenz in Döllnitz thematisiert worden. Im Fokus der Kritik standen dabei der Bebauungsplan von 1992 sowie der günstige Preis, für den die Gemeinde das rund 10 000 Quadratmeter große Grundstück verkaufen wolle. Nach MZ-Informationen soll es für rund 50 000 Euro den Besitzer wechseln. Ortsüblich sei in Schkopau aber ein Grundstückspreis zwischen 26 und 35 Euro pro Quadratmeter. Der würde allerdings nur für die Verkaufsfläche verlangt. Dass es sich um eine günstige Offerte handelt, bestreitet Bürgermeister Albrecht nicht. "Der Gemeinderat entscheidet über den Verkaufspreis, und da kann der Rat einem Investor auch mal entgegenkommen", erklärt er. Er betrachte das als Wirtschaftsförderung. Was mit anderen leeren Märkten geschehe, interessiere ihn nicht.

Der Investor, eine in Lochau ansässige Familie, habe schon mehrere Projekte in der Region erfolgreich verwirklicht. Im Vertrag mit der Firma J & J Bau sei die Nutzung der Fläche für einen Supermarkt festgeschrieben. Laut Albrecht gebe es auch schon einen Mietvertrag mit Edeka. Pressesprecher Andreas Laubig von der Edeka-Regionalgesellschaft Hannover Minden, zu der Sachsen-Anhalt gehört, bestätigte das auf MZ-Nachfrage: "In Lochau soll noch in diesem Jahr ein NP-Markt einziehen."

Doch Umweltschützer stehen dem Projekt sehr skeptisch gegenüber und nicht nur, weil dadurch eine weitere Fläche in Elsternähe versiegelt würde. Durch das steigende Grundwasser und die zunehmende Hochwassergefahr sei die Situation heute ganz anders als vor 20 Jahren, als der B-Plan entstanden sei. Auch auf der Klimakonferenz wurde gefordert, Bauvorhaben nahe der Elster zu stoppen und erst Bodenuntersuchungen vorzunehmen. Die habe es noch nie gegeben, kritisiert der Aha, der Arbeitskreis Hallescher Auenwälder. Er fordert die sofortige Aufhebung des Bebauungsplanes. Albrecht hält das für übertrieben. Der Damm schütze die Fläche, dort habe noch nie Wasser gestanden.