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Saalekreis Saalekreis: Wieso braucht die Orgel Wind und einen Blasebalg?

Von ELKE JÄGER 27.08.2010, 14:46

MERSEBURG/MZ. - Das Urteil fiel einhellig aus: Kommentare wie "wunderschön" oder "erstaunlich", dazu strahlende Blicke - die Überraschung ist Jan Werner gelungen. Der Naumburger Orgelbauer stellte die Kinderorgel vor, an der er gerade arbeitet und die für den Merseburger Dom bestimmt ist. Sie ist noch nicht fertig, aber schon jetzt ein kleines Wunderwerk - eine perfekte Miniatur-Ausgabe der Königin der Instrumente.

Alles, was auch zu einer großen Orgel gehört, ist dran: zwei Blasebälge, eine Windlade, Schleifen, Pfeifen aus Holz und Zinnlegierung, eine Klaviatur. . . Wenn sie fertig sein wird, soll sie als Anschauungsobjekt dienen, bei Kinderprojekten aber auch anderen Führungen. Einige der Holzteile, zum Beispiel am Blasebalg, bekommen ein Glasfenster zum Hineinschauen. "Dann kann man sehen, wie ein Ton entsteht", prophezeit Jan Werner. Er hatte mit Domführerin Beate Tippelt die Idee für das Vorhaben - so könne man Kindern die Orgel erklären und nahe bringen. Zum Beispiel, warum man einen Blasebalg brauche und wie der Wind in die Orgel komme.

Der 43-Jährige steckt viel Zeit und Ehrgeiz in diese Arbeit, entwickelt ständig neue Ideen. Lebhaft erzählt er von den Plänen - wie man den Prospekt noch gestalten könnte, wie er sich die Klaviatur vorstellt (Tasten aus schwarzem Ebenholz und Elfenbein) und dass er nun doch 13 neue Pfeifen nehmen möchte statt der ausgebauten aus der großen Ladegastorgel. Doch den Satz, den alle am liebsten gehört hätten, sagte Jan Werner nicht: Dass die Kinderorgel bald, vielleicht sogar schon zum Weihnachtsfest, fertig ist. Berufliche Verpflichtungen im ganzen Land fordern ihn gegenwärtig stark, erklärt der Vater dreier Kinder. Deshalb sehe er in dem Miniaturinstrument jetzt schon eine Art Frühlingserwachsen nach dem nächsten Winter, bat er lächelnd um Verständnis. Bei der Arbeit hilft ihm Restaurator Björn Kirmse.

Horst Fischer, Vorsitzender des Merseburger Altstadtvereins, zog zwar erst ein wenig die Stirn kraus, war aber angesichts des halbfertigen Meisterstücks schnell wieder versöhnt. Der Verein übernimmt die Kosten für die Kinderorgel - "in voller Höhe", wie Fischer betont. Auch wenn der Betrag mit Fortschreiten des Projekts immer weiter in die Höhe klettert. Da kommen Spenden wie die von Cathleen und Stephan Gläser oder Edith und Klaus Stolp zum richtigen Zeitpunkt. Die Paare hatten sich zur silbernen bzw. goldenen Hochzeit von ihren Gästen Spenden für die Kinderorgel gewünscht. Diese außergewöhnliche Geste sowie das Engagement des Altstadtvereines würdigte Georg Graf von Zech-Burkersroda, Dechant der Vereinigten Domstifter zu Naumburg, Merseburg und des Kollegiatstifts Zeitz. Er freue sich über das Interesse der Bürger am Merseburger Dom.

Jan Werner übrigens kennt sich gut aus in dem Gotteshaus. Während der Restaurierung der großen Ladegastorgel von 2002 bis 2004 war der Orgelbauer, der sein Handwerk bei Meister Thonius in Nürnberg gelernt und dann bei der Bautzner Firma Eule gearbeitet hat, mit dabei.