Saalekreis Saalekreis: Spritklau: Pkw-Tanks werden angebohrt

MERSEBURG/MZ. - Der Frust ist groß. Beinahe täglich nehmen Beamte des Polizeireviers Saalekreis Anzeigen von Bürgern entgegen wegen Spritklau. Sprecher Jürgen Müller kann die Leute verstehen, die aus ihrer Verärgerung keinen Hehl machen.
"Seit Januar haben sich allein 43 Geschädigte gemeldet, bei denen im Pkw der Tank angebohrt wurde", sagt er. Das seien deutlich mehr als im Vorjahr. Außerdem kommen die Diebstähle von Baustellen und aus geparkten Brummis hinzu, hier werden in der Regel noch größere Mengen abgezapft.
Die Spritdiebe, die den Bohrer am Tank ansetzen, sind vor allem in Merseburg unterwegs gewesen. "Brühl, Oelgrube, das Gelände rund um die Hochschule, Oeltzschnerstraße", zählt Polizeisprecher Müller die Schwerpunkte auf. Anzeigen kamen zudem aus Schafstädt, Bad Lauchstädt und Teutschenthal.
Was die Opfer solcher Attacken am meisten fuchst, ist der immense Schaden. Der übersteigt bei weitem den Wert des Sprits, von den zusätzlichen Wegen und Anrufen ganz zu schweigen. "Grundsätzlich erstatten die Versicherungen zwar den Schaden am Tank, aber nicht den Inhalt", schildert Herbert Grune, Kfz-Sachverständiger aus Merseburg, aus Erfahrung.
Und das auch nur bei Vollkasko, mit allen Konsequenzen wie Höherstufung und Eigenanteil-Zahlung. Das kann letztlich ganz schön teuer werden. So kostet, wie Grune für die MZ ermittelte, der Tank eines Mercedes der S-Klasse 729 Euro, der eines Opel Zafira 525 und der eines Ford Fiesta 243 Euro (alles brutto). Für den Kunststofftank eines Fiat Marea werden gar 731 Euro fällig. Dazu kommen noch die Kosten für den Einbau.
"Wir hatten schon so einen Fall", berichtet Evelin Battram von der Allianz-Agentur in Leuna. Die Versicherung trete allerdings nur ein bei Vollkasko. Grund sei, dass das Anbohren als Sachbeschädigung gelte. Die Regelung sei von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich, meinte Steffi Kohl von der R+V-Versicherungsagentur Merseburg. Ihre Versicherung übernehme Schadensregulierungen unter bestimmten Bedingungen auch bei Teilkasko.
Die Polizei steht dem Spritklau im Grunde fast machtlos gegenüber. "Auch wenn wir sagen, unsere Streifen fahren jetzt aufmerksamer durch Merseburg, nutzt das nicht viel", denkt Jürgen Müller. Er könne nur immer wieder an die Bürger appellieren, achtsam zu sein und auffällige Beobachtungen sofort der Polizei zu melden. Vermeintliche Täter könnten meist nur belangt werden, wenn sie auf frischer Tat oder zumindest in Tatortnähe erwischt werden.