Saalekreis Saalekreis: So viel Wärme im winterkalten Deutschland
LUPPENAU/MZ. - In der Küche von Gudrun Woitke riecht es beinahe wie auf einem Basar - nach feinen orientalischen Gewürzen und lecker Gebratenem. Auch das Stimmengewirr könnte von dort kommen. Arabische Wortfetzen mischen sich mit englischen und deutschen, verstehen können es nur die, die gerade mitten in der Unterhaltung stecken.
Wesan Shole lacht. Der 27-Jährige ist einer der beiden Betreuer der Gruppe von 13 israelischen Jugendlichen aus Acco, die noch bis zum Montag zum Gegenbesuch in Luppenau zu Gast sind. Shole arbeitet in dem kommunalen Kulturzentrum, das den Jugendaustausch fördert. Er lobt die freundliche Aufnahme und gibt zu, dass er vorher nicht viel Gutes von Deutschland gehört habe. Nun ist er sehr überrascht und wünscht sich eine Vertiefung der Kontakte mit dem Landkreis.
Zum dritten Mal sind junge Leute aus Israel zu Besuch in Luppenau und dem Landkreis, ebenso oft waren Jugendliche aus dem Saalekreis schon dort. Der Verein "Neue Wege - Miteinander", dessen Vorsitzende Gudrun Woitke ist, hat diesen Austausch organisiert. Zum ersten Mal sind auch Mädchen mitgekommen, die wie alle aus der israelischen Gruppe bei Gasteltern übernachten. Lilian und Asmaa (beide 17) zum Beispiel haben die ersten Tage bei Familie Heger in Sennewitz (Petersberg) gewohnt. Weil dann aber die Anfahrt zu kompliziert war, sind sie wie auch Lisa Heger noch mal "umgezogen".
Die 16-jährige Lisa, die an der berufsbildenden Schule in Merseburg eine Ausbildung zur Kinderpflegerin absolviert, ist total begeistert. "Ich bin froh, dass ich mich für den Austausch gemeldet habe", meint sie. "Was wir hier erleben, ist doch etwas ganz Besonderes - das gemeinsame der Kulturen und Religionen." Der israelischen Gruppe gehören diesmal nämlich sowohl Christen als auch Moslems an. Die deutschen Gastgeber stammen aus verschiedenen Schichten vom Förderschüler, Sekundarschüler, Gymnasiasten bis zum Studenten.
Ein wenig kennen gelernt haben sich alle zur Silvesterparty gleich nach der Ankunft der Gäste. Täglich gab es dann Workshops, wo jeder über sich erzählte, Ausflüge nach Merseburg, Leipzig und Halle - dort besuchten sie auch die islamische Gemeinde - und eben viel Gespräche am Rande. Als Dankeschön wollen die israelischen Jugendlichen nun ihre Gastgeber bewirten und typische Gerichte aus ihrer Heimat kochen: Fatusch - einen Salat, Saeter - Fladenbrot mit Sesam. Es duftet verlockend. Jeder schnappt sich eine der voll beladenen Platten, greift zu Flaschen und Gläsern. Das gemeinsame Abendessen der deutschen und israelischen Jugendlichen bringt alle wieder ein Stück näher.