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Saalekreis Saalekreis: Reif für den Sperrmüll

Von RALF BÖHME 25.01.2011, 18:00

MERSEBURG/KÖTZSCHAU/MZ. - "Es hat gewütet wie 1994", sagt der Kleingärtner aus der Anlage in der Merseburger Werderstraße. Eine Marke an der Laube zeigt den höchsten Wasserstand an - einst und jetzt. Dieses Mal sind die Schäden aber noch größer - nicht nur hier, sondern auch anderswo im Saalekreis.

Was haben die Fluten in Wohlfahrts Garten nicht alles zerstört: Der Geräteschuppen - eine stabile Metallkonstruktion - steht nicht mehr auf dem Fundament. Tor und Wände sind eingedrückt. Das Gewächshaus besitzt nur noch wenige Fensterscheiben. Noch schlimmer sieht es in der massiven Laube aus. Der Keller steht noch unter Wasser. Die Elektrik ist hinüber. Das trifft auch auf den Kühlschrank und viele andere Gerätschaften zu. Die Verluste sind nur schwer abzuschätzen. Nachdem sich der erste Schock gelegt hat, wissen Wohlfahrt und die meisten Nachbarn: "Wir machen weiter."

Jetzt geht das Wasser zurück. Stündlich, wenn es gerade nicht regnet, sinkt der Pegel um einen Zentimeter. Trotzdem ist der kleine Kanal in der Werderstraße immer noch ein reißender Fluss. Mitten in der Flut als Nadelöhr: das Abflussrohr, das mit 60 Zentimeter Durchmesser für ein Rinnsal ausgelegt ist. An der Brücke gurgeln und brodeln die Wassermassen.

Wer sich dorthin wagt, begibt sich in Lebensgefahr. Das meint Anita Hecht, deren Grundstück hier im Überschwemmungsgebiet direkt an das Gewässer grenzt. Die Kleingärtnerin kennt die Wucht der Flut. Ihr stehen die Tränen in den Augen. "Diese Zerstörungen sind schrecklich", stellt die Frau überwältigt fest. So etwas hat sie auf ihrer Parzelle, die sie bereits ein Vierteljahrhundert bewirtschaftet, noch nicht erlebt. Einen zentnerschweren Tisch hat es wie einen Schuhkarton quer durch den Garten getragen. Von den Beeten ist nichts mehr zu sehen. Hecht: "Alles ist weg." Statt dessen stiefelt sie über große Haufen von angespültem Kies. Die Ausstattung ihrer Laube - vom Teppich bis zur Lampe - ist reif für den Sperrmüll-Container.

In Kötzschau sind die Aufräumarbeiten schon in vollem Gange. Karin Jäger, die einen Katzensprung von der Brücke entfernt wohnt, sagt: "Das Schlimmste ist vorbei." Inzwischen habe auch die Feuerwehr ihre Hochleistungspumpe, die das Wasser vom Weg zurück in den Bach beförderte, abtransportiert. Den Rest schaffe die kleine Hauswasserpumpe, die ihr den Keller begehbar halte. Das Gelände um ihr Haus gleicht freilich einer Schlammwüste. Der Wohnwagen steht bei Bekannten. "Sonst würde das Fahrzeug tief einsinken." Auf eine Sache legt Karin Jäger allerdings größten Wert: "Die Wand aus Sandsäcken bleibt stehen." Es sei einfach noch nicht Zeit, an einen Abbau zu denken. Dann bringt die 66-Jährige ihre Sorge auf den Punkt: "Ich glaube, das war nicht das letzte Hochwasser."

Darin stimmen ihr die beiden Arbeiter von der Zentralen Wasseraufbereitung (ZWA) zu, die gerade den Abwasserkanal in der Brückenstraße auf Schäden kontrollieren. Dazu lösen Lutz Ehrhardt und Robert Genzel mit einem Spezialdreher die drei Schrauben, die den Deckel auf dem Einstieg halten. Ein Blick in den Schacht genügt, um zu sehen, wie das Hochwasser gewütet hat. Ohne die Verschraubung hätte es die Abdeckung bestimmt davon gespült.