Saalekreis Saalekreis: Praktikum in Eis und Schnee
ziegelroda/MZ. - Von einer Reise in den tiefsten Winter Finnlands ist der 18-jährige Christoph Scherlitzke vor ein paar Tagen zurückgekehrt. Mit seinem Opel Astra und dem 17-jährigen Stephan aus Niedersachsen als Beifahrer ist der Forst-Azubi rund 1 800 Kilometer gen Norden und nach vier Wochen auch wieder gen Süden gerollt.
Christoph hatte sich dieses Praktikum in den Wäldern Suomis durch sehr gute Leistungen in der Ausbildung zum Forstwirt im wahrsten Sinne des Wortes verdient. Sowohl in der praktischen Ausbildung, die er im Bereich Ziegelroda des Landeszentrums Wald absolviert, als auch in der Berufsschule, im Forstlichen Bildungszentrum in Magdeburgerforth, gehört der aus Roßleben stammende Azubi zu den Besten seines Jahrganges. "Schon im 1. Lehrjahr hatte ich mit einem Azubi gesprochen, der ein Praktikum in Schweden absolviert hatte. Da nahm ich mir vor, dass ich das auch schaffen will", erzählt der junge Mann. Und von Stund an, kämpfte er um dieses Praktikum, das ihn und seinen Azubi-Kollegen aus Niedersachsen nun nach Finnland führte.
Nach Kuru ging es, eine kleine Stadt in der Nähe von Tampere. "Ab Helsinki brauchte ich das Navi. Bis dahin habe ich mich ganz gut gefunden. Aber zwei Tage sind wir schon unterwegs gewesen", erzählt Christoph weiter. Vor Ort seien sie in der Forstschule herzlich begrüßt und eingewiesen worden. Eine Woche lang konnten sie Land und Leute kennenlernen, durften am Unterricht teilnehmen und sich ausfragen lassen. "Alles ist in englisch passiert. Anfangs ging das nur mit Händen, Füßen, Stift und Zettel - doch nach einer Woche konnten wir uns gut verständigen", grinst Christoph, der noch Single ist, weil ihm sein Hobby, die Jagd, gar keine Zeit für eine Freundin lässt. In dieser Woche mussten die Jungs ihr Können in einem Harvester-Simulator nachweisen. "Die haben dort vier davon. Bei uns steht einer in der Berufsschule", vergleicht Christoph, für den dann die drei tollsten Wochen seines Lebens begannen.
Im tiefsten Schnee und bei manchmal minus 20 Grad durfte er die großen Forstmaschinen bedienen. "Völlig selbständig und mit Verantwortung für die nachfolgenden Arbeiten sind wir in die Gruppe integriert worden. Dort wird ja alles mit Maschinen gemacht. Da geht keiner, so wie bei uns, mit der Kettensäge zur Holzernte in den Wald." Die Lehrausbilder haben anfangs über die Schulter geschaut. Dann habe es "be carefully" geheißen, und los sei es gegangen. Wenn etwas kaputt ging, musste man es selber reparieren oder zumindest ausbauen. Technisches Verständnis war da gefragt. Aber es habe unwahrscheinlich Spaß gemacht, die gewaltigen Maschinen zu steuern und zu bedienen. "Nach der Schicht mussten wir zu einer bestimmten Zeit wieder an einem bestimmten Waldweg stehen und wurden eingesammelt."
300 Euro für die Reisekosten hatten die Jungs dabei. Unterkunft in schicken Bungalows und Verpflegung waren frei. "Alles andere mussten wir bezahlen. Und ich kann nur sagen - Finnland ist teuer", schmunzelt Christoph. Aber er würde es immer wieder empfehlen. Zumal man am Ende des Praktikums auch ein in engisch gehaltenes Zertifikat in den Händen halte.
Das hilft Christoph womöglich auch bei seiner Jobsuche, denn im Juni beendet er die dreijährige Ausbildung. "Er wird seinen Weg machen, da bin ich mir sicher", sagt Jürgen Reinhardt, sein Ausbilder in Ziegelroda. "Vielleicht ist im nächsten Jahrgang Azubis auch wieder einer, der sich ein solches Praktikum verdient", hofft Reinhardt. Am Donnerstag findet übrigens der Einstellungstest mit 20 eingeladenen Bewerbern statt. Etwa 40 Bewerbungen für einen der vier Ausbildungsplätze waren eingegangen.