1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Saalekreis: Saalekreis: Heimkinder-Streit eskaliert

Saalekreis Saalekreis: Heimkinder-Streit eskaliert

Von DIANA DÜNSCHEL 18.10.2010, 15:50

MÜCHELN/MZ. - In Mücheln eskaliert der Streit zwischen Rathaus und einem Kinderheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Der Grund: Bürgermeister Udo Wurzel (parteilos) warf den Kindern aus der Einrichtung vergangene Woche erneut vor, Einwohner durch Bettlei auf der Straße zu belästigen.

Heimleiter Thomas Engelhardt wies am Montag nach Recherchen seiner Mitarbeiter nicht nur zurück, dass es sich dabei um Jungen seiner Einrichtung gehandelt haben kann. Er erhob auch schwere Vorwürfe gegen die Rathausspitze und sprach von einem "Generalverdacht, der mit seiner stigmatisierenden Wirkung den sozialen Frieden massiv gefährde".

Während das Heimpersonal bemüht sei, Ereignisse und Vorkommnisse aufzuklären und angemessen pädagogisch zu reagieren, werde vom Bürgermeister selbst der kleinste Vorfall oder Verdacht zum Anlass genommen, die Einrichtung erneut in Frage zu stellen. Da Angebote zum Dialog weiter ignoriert würden, gehe er davon aus, dass es überhaupt keinen politischen Willen zur Zusammenarbeit gebe, so Thomas Engelhardt.

Da er allein mit dem Problem nicht mehr klar komme, sollte von einer übergeordneten Stelle auf den Bürgermeister eingewirkt werden, forderte der Heimleiter weiter. "Alles, was ich in Sachen Dialog unternehme, läuft ins Leere. Meines Erachtens ist hier nunmehr die Kommunalaufsicht gefragt."

Udo Wurzel reagierte gegenüber der MZ aufgebracht und empört auf diese Anschuldigungen. Von einem Generalverdacht könne keine Rede sein, betonte er. Er habe nichts gegen die Kinder aus der Awo-Einrichtung. Nach Vorkommnissen wie Bettelei, Diebstählen und Beschimpfungen, wobei die Verursacher nach Aussagen der Betroffenen zweifelsfrei aus diesem Heim gekommen seien, habe der Verdacht nahe gelegen.

"Wir als Verwaltung haben die Aufgabe, uns schützend vor unsere Bürger zu stellen. Das tue ich", so Udo Wurzel. Im Übrigen habe er der jüngsten Awo-Einladung zu einem Herbstfest nicht folgen können, weil er im Urlaub gewesen sei. Zudem kritisierte er die Vorgehensweise der Einrichtung. Anstatt die Verwaltung zu beschuldigen sollten die Mitarbeiter lieber auf die Müchelner zugehen und ihnen erklären, was gegen die Missstände getan werde.

Der Streit um die Heimkinder brodelt seit Wochen in der Geiseltalstadt, seitdem der Bürgermeister im Kreistag öffentlich Belästigungen der Einwohner beklagte und als Täter Jugendliche der Awo-Einrichtung ausgemacht hatte. Mehrere Betroffene hatten sich danach bei der MZ gemeldet, die Vorfälle bestätigt und beteuert, dass die Verursacher Bewohner des Heims gewesen seien.

Aus der Einrichtung selbst hieß es damals, bei der Betreuung von Kindern, die oft psychische Probleme hätten, müsse mit Konflikten gerechnet werden. Mitarbeiter und Träger seien bemüht, durch Veränderungen der Arbeitsorganisation, der Belegung und der Aufnahmekriterien Konsequenzen zu ziehen.