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Saalekreis Saalekreis: Gruß per Flaggen-Alphabet

Von nico grünke 11.10.2012, 18:47

querfurt/MZ. - Seinen 90. Geburtstag konnte er jetzt im Kreise seiner Familie feiern - und gefeiert wurde dem Jubiläum gebührend in einem Lokal in der Querfurter Innenstadt. Neben den beiden Töchtern sowie Enkeln und Urenkeln waren auch viele gute Bekannte zum Gratulieren und einer gemütlichen Kaffeerunde gekommen. Allen voran die Mitglieder von der Querfurter Marinekameradschaft, die der nun 90-Jährige zu seinem engsten Freundeskreis zählt.

Schließlich gehört er selbst schon seit der Gründung der Kameradschaft vor mehr als anderthalb Jahrzehnten dazu. Damit wäre auch schon wieder das Thema Seefahrt angesprochen und die Jugendzeit des Jubilars, die eigentlich alles andere als beneidenswert war: "Als ich damals mit 18 Jahren meine Ausbildung zum Feinblechner fertig hatte, bin ich zur Kriegsmarine als Signalgast gekommen", erinnert sich Günter Dlask.

Auf dem Mittelmeer vor Griechenland hatte er gleich auf mehreren Schiffen zu tun. Und das hatte einen sehr unschönen Grund. "Wir sind mehrfach unter Beschuss geraten", so Dlask. Dabei wurde einmal das Schiff, auf dem er sich befand, von einem Torpedo getroffen und versenkt. Verbrennungen hatte Dlask damals erlitten. Eine Behandlung im Lazarett folgte, bevor er auf einem italienischen Versorgungsschiff eingesetzt wurde.

Immer wieder war die Crew in Gefechte verwickelt. Es gehörte wohl auch eine große Portion Glück dazu, dass Dlask wieder heimkehren konnte in seine Geburtsstadt Leipzig. An einen normalen Alltag war da aber längst noch nicht zu denken.

"Ich geriet in Kriegsgefangenschaft. Das war so ziemlich die schlimmste Zeit in meinem Leben", erzählt Günter Dlask. Er überstand auch das Gefangenenlager und fing an, sich wieder eine normale Existenz aufzubauen. "In Leipzig habe ich als Lkw-Fahrer für das russische Militär gearbeitet", erinnert er sich. Während dieser Zeit verschlug es den Leipziger in seine spätere Wahlheimat Ziegelroda.

"Wir hatten gehört, dass es hier Kirschen gibt", so Dlask. Er blieb und arbeitete auf dem Obsthof. Ende der 40er Jahre war das. Dort lernte Günter Dlask auch seine spätere Frau Elfriede kennen. "Obwohl ihr alle abrieten, mich zu nehmen, haben wir doch geheiratet", sagt Günter Dlask. Mehr als 60 glückliche Ehejahre folgten, bis seine Frau vor einigen Jahren verstarb.

Halt gab ihm in der schweren Zeit auch die Marinekameradschaft. "Wir sind stolz, dass wir ihn haben", betont deren Vorsitzender Wolf-Dieter Schergun. Der 90-Jährige sei ausgesprochen fit für sein Alter, könne auf eine Gehhilfe verzichten und sogar noch Auto fahren. Außerdem kenne er sich bestens mit dem Flaggenalphabet aus. Beispielsweise zeige er das, indem er jedes Jahr einen Gruß an die Querneparty mittels dieser für die Seefahrt entwickelten Kommunikationsart richte.

Mit seinen Kenntnissen war er auch schon im Fernsehen. Ein Höhepunkt war für Günter Dlask eine Reise, die er vor wenigen Jahren mit seinem Bruder unternahm. "Wir sind nach Griechenland gereist und dort mit einem Kreuzfahrtschiff auf dem Mittelmeer gefahren", sagt der von der Seefahrt begeisterte 90-Jährige, der diese Fahrt endlich genießen konnte.