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Saalekreis Saalekreis: Goethe und die Frauen

Von ELKE JÄGER 22.04.2011, 17:03

BAD LAUCHSTÄDT/MZ. - "Denn immerfort sind vornean die Frauen" ist der Titel, unter den Ute Boebel, verantwortlich für den Museumsbereich, das Ergebnis ihrer ausführlichen Recherche gestellt hat.

Ganz bewusst, erzählt sie, habe man die Schau nicht "Goethe und seine Liebschaften" genannt. Hier geht es um mehr: Vorgestellt werden 22 Frauen, die eine mehr oder minder große Rolle im Leben des Johann Wolfgang Goethe spielten und ihm als Quelle der Inspiration dienten. Wie viele Gedichte, wie viele Texte wären gar nicht entstanden ohne des Dichters tiefe Gefühle seiner jeweiligen Herzensdame gegenüber.

Die Ausstellung besteht aus chronologisch geordneten Tafeln, die - mit Ausnahme Christiane Vulpius' - jeweils einer Person gewidmet sind. Porträts, kurze Daten zur Vita, zum Anlass der Begegnung und zu den Werken, die daraus entstanden, geben einen informativen Überblick. Man spürt, das ist mit Liebe zum Detail zusammengetragen und besucherfreundlich aufgearbeitet worden. Und solange das im Schillerhaus geplante Theater- und Literaturmuseum sich noch im Aufbau befindet, bieten sich die Räume regelrecht für solche Sonderausstellungen an.

Mehr Raum erhält neben der Vulpius auch die Familie Goethes: die Mutter Catharina Elisabeth, seine Großmütter, die Schwester Cornelia. Im Haus am Hirschgraben in Frankfurt verlebte der Junge eine sorglose Kindheit. Bei den Damen auf den nächsten Tafeln spielen dann schon andere Gefühle mit. Als er zum ersten Mal sein Herz verlor, war Johann Wolfgang ein Jüngling im Alter von 16 Jahren. In Leipzig verliebte er sich in die Tochter seines Wirtes, in Katharina Schönkopf, auch Käthchen oder Annette genannt. Ihr setzte er ein Denkmal in "Dichtung und Wahrheit". "Willkommen und Abschied" entstand unter dem Eindruck der Treffen mit der Pfarrerstochter Friederike Brion und aus der unglücklichen Liebe zu Charlotte Buff, die mit einem anderen verlobt war, erwuchs der Briefroman "Die Leiden des jungen Werthers".

Mit Anna Elisa Schönemann, einer Bankierstochter, war Goethe kurzzeitig verlobt, mit Auguste Gräfin zu Stollberg pflegte er jahrelangen Briefwechsel - die beiden haben sich niemals gesehen. Was ihn wirklich mit der schönen und klugen Hofdame Charlotte von Stein verband, bleibt im Reich der Phantasie. Für Christiane Vulpius, seine Ehefrau, schrieb er 25 Jahre nach dem ersten Kennenlernen das bekannte Gedicht "Gefunden". Und natürlich fehlt Goethes letzte große Liebe, die er als 72-jähriger zur 17-jährigen Ulrike von Levetzkow empfand, ebensowenig.

Bei allem bleibt immer noch reichlich Raum für weitergehende Fragen und eigene Deutungen. Das soll auch so sein. "Wir wollen gar nicht alles erforschen", gibt Ute Boebel Besuchern auf den Weg.

Besuch der Ausstellung im Schillerhaus während der Führungen oder nach Vereinbarung.