Saalekreis Saalekreis: Gedichte gegen Liebeskummer
MERSEBURG/MZ. - André Schinkel, im Jahre 1972 in Eilenburg geboren, wusste schon mit 15: Später werde ich Zoologe und schreibe dann Bücher über die Tierforschung. Was aber von diesem Traum tatsächlich geblieben ist, war nicht etwa der Biologieanteil, sondern das Schreiben. Heute, mit 38 Jahren, hat Schinkel zahlreiche lyrische und Prosa-Werke veröffentlicht und ist Träger mehrerer Literaturpreise. Im Rahmen der Landesliteraturtage wird Schinkel am 2. November im Dom-Gymnasium Merseburg und am 4. November im Ständehaus lesen.
Schinkel bezeichnet sich selbst als "hochernsten Post-Gothic". Einerseits Gothic, da er Unbehagen am Zustand der Welt empfinde und dies als Inspiration sehe. "Post" andererseits, da er "im gesteigerten Alter", auch dank seiner elfjährigen Töchter, eine neue Facette des Lebens entdeckt habe: Es könne auch schön sein.
Als ihn als Teenager der erste Liebeskummer übermannte, half das Schreiben von Gedichten. Das war eine neue Erfahrung. "Das lyrische Arbeiten half mir meine Probleme zu bewältigen", erzählt er. Dennoch trage er nach wie vor ein Stück seines ersten Liebeskummers in sich und könne von diesem Gefühl zehren. Neben zahlreichen Gedichtbänden hat Schinkel, unter anderem Träger des Ringelnatz-Preises für Nachwuchslyriker, auch Prosa veröffentlicht und ist überhaupt stets beschäftigt.
Der ehemalige Stadtschreiber der Stadt Halle widmet den größten Teil seiner Arbeits-Zeit der Literaturzeitschrift "Oda" (Ort der Augen), Sachsen-Anhalts größter Literaturzeitschrift, deren Chefredakteur er ist. Auch Übersetzungsarbeiten und Workshops macht er häufig. Schließlich, so weiß Schinkel, können nur fünf Prozent der Schriftsteller vom freien Schreiben leben - und er selber gehöre nur zeitweilig zu diesen fünf Prozent, fügt er lächelnd an. Deshalb geht er zum Beispiel in Schulen - so wie in dieser Woche an die Goethe-Sekundar-Schule Merseburg,
Schinkel wollte mit der fünften Klasse herausfinden, wie kreatives Arbeiten den Schülern beim Lernen helfen kann. Das war ein Projekt im Auftrag des Friedrich-Bödecker-Kreises, für das sich die Schule gemeldet hatte. Den Kindern machte es großes Vergnügen. So beschäftigten sie sich täglich mit einem anderen Thema, das am Ende in eine selbst erdachte Geschichte mündete. Diese "Tafelgeschichte", von den Kindern aus einzelnen Wörtern zusammengebaut, dachten sich die Schüler gemeinsam mit André Schinkel aus.
Für den Schriftsteller eine Herausforderung, wie er selbst sagte. "Schließlich muss man lernen, mit Kindern richtig zu kommunizieren", und welcher Erwachsene vermag das ohne Übung?
Schinkel ist am 2. und 4. November in Merseburg, unter anderem zur Präsentation der Zeitschrift "Oda".