Saalekreis Saalekreis: Der schöne Schein trügt
farnstädt/schraplau/MZ. - Sie sieht toll aus. Sie hat große Blätter in saftigem Grün und bildet herrliche Blüten-Doppeldolden. Sie könnte so zur Zierde eines jeden Gartens werden. Wenn, ja wenn sie nicht so extrem giftig wäre.
Die Pflanze, von der hier die Rede ist, nennt sich Riesen-Bärenklau oder auch Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum). Und sie gehört eigentlich gar nicht in unsere Gefilde, denn ihre Heimat ist der Kaukasus. Und doch hat sie es geschafft, sich auch in unserer Region zu verbreiten, ohne dass die Menschen oft wissen, wie gefährlich sie ist. Seit einem Jahr bemüht sich die Verbandsgemeinde Weida-Land darum, die in der Flur von Farnstädt aufgetretenen Pflanzen irgendwie beseitigen zu lassen. "Jetzt haben wir auch auf dem Kirchenfriedhof in Schraplau eine ganze Menge dieser Gewächse entdeckt", sagt die Leiterin des Bauamtes der Verbandsgemeinde, Maria Wrede. Aber man könne und wolle die Verantwortung nicht dafür übernehmen, die eigenen Bauhofmitarbeiter loszuschicken, um den Bärenklau zu beseitigen. "Der Saft dieses Gewächses erzeugt in Verbindung mit Tageslicht auf der Haut sehr starke Verbrennungen mit hässlicher Quaddelbildung. Kommt der Saft in die Augen, kann man sogar erblinden. Man benötigt für die Bekämpfung der Pflanzen einen Ganzkörperschutz. Den zu kaufen, können wir uns aber nicht leisten. Außerdem muss man die Bekämpfung über einen längeren Zeittraum vornehmen. Mit einer einmaligen Aktion ist das nicht getan", erklärt die Amtsleiterin, die auf einen bisher rege geführten Schriftwechsel mit den verschiedensten Ämtern und Institutionen verweist. Der hat jedoch noch zu keinem Ergebnis geführt. "Es wird immer darauf verwiesen, dass die jeweiligen Grundstückseigentümer für die Bekämpfung und Beseitigung der Pflanzen verantwortlich sind. Wir haben natürlich auch die Kirche über den Bärenklau in Schraplau informiert und wissen, dass in Farnstädt die Gemeinde zuständig wäre. Aber ich denke, dass dieses Problem von anderer Stelle in Angriff genommen werden muss. Wir selber informieren unsere Bürger im nächsten Amtsblatt über die Gefahr", so Maria Wrede.
"Wir haben weder finanziell noch personell die Möglichkeit, hier zu helfen", so Gabriele Städter, Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes in Halle. Im Referat Naturschutz habe man darauf verwiesen, dass die Beseitigung des Riesen-Bärenklaus eine normale Maßnahme der Gefahrenabwehr darstelle, und das sei Aufgabe der Gemeinde. "Dabei kann man auf die fachliche Beratung der Unteren Naturschutzbehörde zurückgreifen."
Aus der Presseabteilung des Saalekreises wurde auf Nachfrage der MZ mitgeteilt, dass der Friedhof in Schraplau sich außerhalb von naturschutzrechtlich hochgradig geschützten Gebieten befinde. "Die geschilderten Probleme sind aufgrund dessen rein ordnungsrechtlicher Natur. Entsprechende Gefahrenabwehrmaßnahmen sind durch die Gemeinden eigenständig durchzuführen. Die Verwaltungsgemeinschaft wurde bereits 2011 durch den Landkreis über die Sach- und Rechtslage informiert. Da eventuell notwendige Anordnungen durch das Landesverwaltungsamt ergehen müssen, wurde seinerzeit auch dieses informiert." Wenig erfreulich ist auch die Auskunft der Koordinierungsstelle Invasive Neophyten (dazu gehört der Bärenklau). Man sei in Gesprächen und gebe Bescheid, sobald es neue Erkenntnisse gebe.