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Saalekreis Saalekreis: Betriebsausflug zur Lese

Von DIANA DÜNSCHEL 25.09.2011, 15:22

KLOBIKAU/MZ. - Geiseltalsee-Winzer Lars Reifert ist guter Dinge. Nicht nur, weil er eine bessere Ernte als 2010 erwartet und allein auf einem Hektar Fläche Müller-Thurgau acht bis zehn Tonnen an Ertrag annimmt.

Sondern vor allem, weil sich auf seinen Aufruf hin so viele freiwillige Helfer auf der Klobikauer Halde eingefunden haben. Hauptsächlich sind es Bekannte der Familie und Weinfreunde, die öfter auf dem schönen Fleckchen mit Traumausblick auf den See zu Gast sind. Alles in allem fast 30 Mann. Ihr Lohn an diesem Wochenende: Deftige Kost, ein Gläschen Wein und nach der durchaus anstrengenden Arbeit ein geselliges Zusammensein.

Von der Wirtschaftsakademie Dr. P. Rahn & Partner GmbH Halle etwa ist auf Vorschlag des Chefs gleich die gesamte Belegschaft angereist. Der außergewöhnliche Betriebsausflug gefällt Mitarbeiterin Siegtraud Kunze und ihren Kollegen gut. Auch wenn sich angesichts der ungewohnten Beschäftigung - normalerweise ist die Ausbildung von Jugendlichen im gewerblichen, kaufmännischen und Ernährungsbereich das Tagesgeschäft - und der 30 Grad Hangneigung nach ein paar Stunden der Rücken meldet und die Eimer mit den geernteten Trauben immer schwerer werden. "Wir haben hier viel Spaß", versichert Siegtraud Kunze.

Wolfgang Böhme ist extra aus Kassel angereist, um bei der Lese dabei zu sein. Der gebürtige Müchelner nennt dafür mehrere Gründe: "Meine größte Motivation ist mit einem Wort auf den Punkt gebracht: Heimat", erklärt der 64-Jährige. "Ich kann hier helfen und sehe meine Freunde wieder", ergänzt der Ruheständler, der auch Mitglied im Interessen- und Förderverein "Geiseltalsee" ist. Außerdem gehe es eher leger zu, das gefalle ihm.

Für Maria Eigenwillig, die seit Frühjahr 2011 die neue Geiseltaler Weinprinzessin ist, ist es die erste Lese, die sie mitmacht. Naschen inbegriffen. "Die Trauben sind lecker", versichert sie und freut sich schon darauf, beobachten zu können, wie die nächsten Verarbeitungsschritte aussehen. Schließlich will sie bald Weinfreunden aus eigener Erfahrung etwas über den Rebensaft der Familie Reifert erzählen können.

"Wir arbeiten wieder mit dem Weingut Seeliger aus dem Naumburger Ortsteil Beuditz zusammen", sagt Lars Reifert zum Ausbau. Schließlich müsse man als kleiner Betrieb auch wirtschaftliche Gesichtspunkte beachten. Der Kellermeister bekomme jedenfalls Trauben von guter Qualität geliefert, so der Fachmann. "Wann man mit der Lese beginnt, ist doch immer wie pokern", erklärt der Freyburger. "Sowohl der Fruchtzucker als auch die Säurewerte sind entscheidend. Ihr Zusammenspiel muss optimal sein. Und das sieht für den Müller-Thurgau, der in diesem Fall im Jahr 2000 gesetzt wurde, wirklich gut aus."

Wann der Rotwein geerntet werde? "Auch da sind unsere Meßwerte wieder entscheidend", beantwortet Lars Reifert die Frage, denkt aber, dass in zwei Wochen alles unter Dach und Fach sein wird. Insgesamt ist sein Weinberg 3,1 Hektar groß. Hier hat er in den vergangenen zehn Jahren 12 500 Reben gepflanzt. Vier Sorten wachsen in bester Lage. 60 Prozent davon ist Weißwein. Gelegenheit, den Jahrgang 2011 zu verkosten, bekommen Kenner dann bei der Jungweinprobe im März 2012.