Richterin ohne Robe seit 14 Jahren im Ehrenamt
Merseburg/Halle/MZ. - Und seit mittlerweile 14 Jahre tut die heute 46-jährige Merseburgerin das, worum sie damals gebeten wurde: Sie ist als ehrenamtliche Richterin am Verwaltungsgericht Halle tätig, nimmt jeweils mit einem anderen Ehrenamtlichen, zwei Berufsrichtern und dem Gerichtspräsidenten an Verhandlungen teil und ist später auch an der Entscheidung beteiligt.
"Besondere Vorkenntnisse musste ich dafür nicht haben, es wird vor allem gesunder Menschenverstand von uns verlangt", erzählt die zweifache Mutter, die in der Kammer des Gerichts mitarbeitet, die sich unter anderem mit Baurechts- oder auch Gebührenfragen beschäftigt, und dabei keine Robe tragen muss. "Alles Verhandlungen, in denen einfache Bürger gegen Behörden klagen - zum Beispiel gegen Bescheide zu Straßenausbaugebühren, und manchmal stellen wir dann eben fest, dass die ganze Satzung fehlerhaft ist." Doch oft gibt es auch Entscheidungen, die Susann Eichner wehtun. Wenn zum Beispiel ein Mann, der ein denkmalgeschütztes Haus liebevoll und mit hohem Zeit- und Geldaufwand saniert hat, dieses nicht behalten darf, weil plötzlich doch Rückübertragungsansprüche auftauchen. Doch auch die ehrenamtlichen Richter dürfen natürlich nicht nur mit Bauch und Herz entscheiden. "Wenn nach der jeweiligen Verhandlung beraten wird, werden wir nochmal ganz genau über die Gesetzeslage informiert, nach der ja auch entschieden werden muss. Aber wenn vielleicht etwas strittig ist, können wir als ehrenamtliche Richter helfen, etwas so zu wichten, wie wir es für gut halten", so Susann Eichner.
Drei- bis viermal im Jahr ist die Diplomökonomin für Verhandlungstage eingeteilt, und wird dafür freundlicherweise von ihrem Arbeitgeber, der Müchelner Sanierungsgesellschaft ASG, freigestellt. Eichner: "Und ich möchte diese ehrenamtlich Arbeit auch weiterhin machen, denn sie ist spannend und man lernt immer dazu."