Retal Deutschland GmbH Retal Deutschland in Merseburg: Wieder verschwinden 60 Jobs

Merseburg - Ostern 2016 hatten 44 Mitarbeiter der Firma Ana Prozesstechnik in Merseburg-Nord die Kündigung erhalten. Die Apparatebauer hatten die Fertigung am Standort Merseburg eingestellt. Konstruktion und Vertrieb sollten erhalten bleiben.
Jetzt verschwindet eine weitere Firma aus der Kreisstadt: die Retal Deutschland GmbH, die derzeit noch im Gewerbegebiet in Merseburg -Süd ansässig ist. Hier werden Rohlinge für PET-Flaschen produziert, die man als Verpackung von Flüssigkeiten in vielen Supermärkten erhält. In Spitzenzeiten wurden nach MZ-Informationen am Standort pro Tag 1,8 Millionen Rohlinge gefertigt.
Retal Deutschland in Merseburg: Ankündigung für Firmenaus sickerte schon im November durch
Im November 2016 dann die Überraschung: Es sickerte bei den Mitarbeitern durch, dass für Retal in Merseburg 2017 Schluss sein wird. Damit verschwinden auch rund 60 Arbeitsplätze in Produktion, Verkauf, Logistik, Labor und Verwaltung.
Einige Mitarbeiter erhielten ihre Kündigung offenbar zu Ende Februar, andere zu Ende März. Eine der beiden Produktionsstrecken wurde bereits abgebaut und abtransportiert. Angeblich sind Teile davon nach Luxemburg, Tschechien, Litauen und Spanien gebracht worden. Spätestens Mitte des Jahres werde die Firma geschlossen, hieß es von Seiten des Betriebsrates.
Unternehmen Retal äußert sich nicht zu Gründen für den Weggang
Die Firma, die einst Uniplast war, bestätigte gegenüber der MZ, dass sie den Standort Merseburg aufgeben werde. Über die Gründe der Abwanderung ist indes nichts bekannt.
Die Geschäftsführung habe versucht, den Mitarbeitern andere Arbeitsmöglichkeiten in der Region zu vermitteln, heißt es. „Teils klangen die Angebote auch ganz gut, aber bei näherem Hinsehen war es dann doch nicht das Richtige“, sagte ein Mitglied des Betriebsrates.
Man habe für die fest angestellten Mitarbeiter eine Abfindung je nach der Länge der Betriebszugehörigkeit erkämpfen können und zum Teil auch Zusatzprämien. Viele Mitarbeiter hätten bereits andere Jobs gefunden, manche seien sogar vorfristig mit einem Aufhebungsvertrag gegangen.
Auf und Abs in der Entwicklung des Gewerbeparks an der B 91.
Wo sich heute der Gewerbepark an der B 91 in Merseburg-Süd befindet, produzierte früher der VEB Betonteile Halle. Dessen Nachfolger ging in die Insolvenz.
Die Insolvenzmasse ging an die Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank (WGZ-Bank) als Hauptgläubiger und Zwangsverwalter der in Gesamtvollstreckung befindlichen Firma. WGZ beteiligte sich später an der Entwicklung des rund 21 Hektar großen Gebietes. Die Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH (Saleg) konnte als Erschließungs- und Entwicklungsträger und das Arbeitsamt als Partner der Stadt gewonnen werden. Die Flächen wurden an mindestens drei Firmen verkauft, darunter auch die heutige Retal Deutschland GmbH.
Wusste die Stadtverwaltung von Merseburg von dem Weggang von Retal Deutschland?
Wusste man in der Merseburger Stadtverwaltung von der Abwanderung der Firma? Dem Wirtschaftsausschuss des Stadtrates war es zumindest nicht bekannt. „Es ist allerdings auch nicht üblich, dass uns die Verwaltung über solche Dinge informiert.
Es kann also sein, dass es bekannt war“, sagte SPD-Stadtrat Marcus Turré, der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses. Er selbst habe vor fünf bis sechs Wochen eher zufällig von der Firmenschließung erfahren. Turré ist Prokurist der Firma Glaconchemie, die ebenfalls im Gewerbegebiet sitzt.
Wegzug von Retal Deutschland: Kritik an mangelnder Wirtschaftsförderung in Merseburg
„Wir sind jetzt allerdings an dem klassischen Punkt, an dem man merkt, dass die Stadt Merseburg keine eigene Wirtschaftsförderung mehr hat.“ Selbst wenn die Stadt das Abwandern der Firma nicht verhindern könne, so müsse sie doch jetzt aktiv werden und nach Anschlusslösungen für das attraktive Gelände suchen, meint Turré.
Nicht ohne Grund: Immerhin liegen die Vorteile des Standortes mit Nähe zu Leuna, Schkopau und der A 38 auf der Hand. (mz)