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Rasantes «Aschenputtel» und jede Menge Hilfe

Von UNDINE FREYBERG 29.06.2009, 18:05

MERSEBURG/MZ. - im Duett. Eine "Aschenputtel"-Aufführung, die nur sechs Minuten dauerte, dafür aber um so lustiger war, hatte dieser Tage beim Sommerfest in der Merseburger Teichstraße 9 Premiere.

Hier ist der Sitz des Erziehungshilfeverbundes Saalekreis des Paritätischen, und hier wohnen auch einige der Jugendlichen. Ihr Zuhause ist nämlich derzeit die "Jugendinsel", von der aus die zumeist 16- bis 18-Jährigen bald in ein eigenständiges Leben starten werden. "Vier Wochen lang haben wir ein mal pro Woche an dem Stück gearbeitet", erzählt Sozialpädagogin Annerose Breitung, deren Schützlinge selbst ganz überrascht waren, wie gut ihr Stück bei den Gästen ankam. Für das rasante Aschenputtel-Märchen gab es an diesem Tag Beifall von Mitarbeitern des Jugendamtes, des Eigenbetriebes, der Lebenshilfe oder auch der Kompetenzagentur Merseburg, die alle zu den Partnern der Einrichtung gehören.

Das Angebot des Erziehungshilfeverbundes ist äußerst vielfältig - ebenso unterschiedlich wie die Klienten. Neben dem betreuten Wohnen (Jugendinsel), wo Jugendliche, die aus den verschiedensten Gründen nicht mehr bei ihren Familien sind, bis zu zwei Jahre leben können und nicht nur Selbständigkeit, sondern auch Selbstbewusstsein lernen, bietet der Paritätische noch verschiedene andere Hilfen an. "Unsere Hilfe richtet sich zum Beispiel an Familien, bei denen die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern aus irgendeinem Grund gerade nicht funktioniert oder die Kinder verhaltensauffällig sind", erklärt Diplompädagoge Marko Weise, der Leiter der Einrichtung, in der im Augenblick neun Diplom- und Sozialpädagogen und eine Psychologin arbeiten. "Wir unterstützen aber auch junge Frauen, die mit der Situation, plötzlich ein Kind zu haben, manchmal völlig überfordert sind." Da helfe man zum Beispiel bei Behördengängen oder dem Ausfüllen von Formularen.

Ein wichtiges Angebot sei allerdings auch der "Soziale Trainingskurs". Der richtet sich an Jugendliche, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. In diesen Fällen ist es eine Auflage vom Jugendamt, den Kurs zu absolvieren. "Im Kurs beschäftigen wir uns zum Beispiel mit dem Jugend- und dem Erwachsenenstrafrecht und reden mit den meist zwischen 15 bis 19 Jahre alten Jugendlichen über die rechtlichen Konsequenzen bestimmter Taten", erzählt Marko Weise. Man spreche über die persönliche Familiensituation und mögliche Auslöser für die eigenen Straftaten.

Während des Kurses lernen die Jugendlichen aber auch, als Team zu agieren und an ihre Grenzen zu gehen. "Ganz praktisch machen wir das meist bei Ausflügen in einen Klettergarten, denn bei einer Klettertour muss sich jeder auf den anderen verlassen können", sagt der 39-jährige Diplompädagoge. Bei dem Kurs gehe es auch darum, dass die jungen Leute lernen, ihre Energie sinnvoll einzusetzen und den Weg in ein straffreies Leben zu finden.

Die Angebote sind kostenfrei und werden über die Hilfe zu Erziehung beim Jugendamt finanziert.

Erziehungshilfeverbund Saalekreis des Paritätischen, Merseburg, Teichstraße 9, Tel. 03461 / 33 62 16