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Querfurter Unternehmen Querfurter Unternehmen: Landwirte stiegen um auf den Gerüstbau

Von Regina Retzlaff 06.08.2004, 17:43

Querfurt/MZ. - Als Anfang 1990 abzusehen war, dass die berufliche Zukunft für die Gebrüder Müller in Querfurt nicht so rosig erscheint, machten sich Gerhard und Otto einen Kopf. Gerhard, der bislang Produktionsleiter in der LPG Pflanzenproduktion war, und Otto, seines Zeichens Leiter eines Futtermittelbetriebes, ahnten irgendwie, dass ihnen die Arbeitslosigkeit droht.

"Wir haben uns im Garten zusammen gesetzt und überlegt, was zu tun ist. Damals waren wir uns sicher, dass die Baubranche in Zukunft boomen wird. Und obwohl wir beide Landwirte sind, kam uns die Idee mit dem Gerüstbau", erinnert sich Otto Müller heute. "Wir sind einfach davon aus gegangen, dass man mit gutem technischen Verstand dieses handwerksähnliche Gewerbe betreiben kann." Gedacht, getan. Die beiden legten ihr Geld zusammen, kauften das erste Gerüstmaterial und gründeten eine GbR. Der 21. Juni 1990 gilt als Gründungstag der Firma. Anfangs arbeiteten die beiden Familien mit Mann und Maus an jedem Wochenende und nach Feierabend als Gerüstbauer. Beide Brüder hatten damals noch ihre Arbeit. Jede erwirtschaftete Mark wurde wieder in die neue Firma investiert. 1992 dann wurde Otto entlassen und betrieb nun die Firma als Chef.

Zweiter Geschäftsführer blieb Gerhard, der aber hauptberuflich als Vertriebsleiter bei der Raiffeisengenossenschaft tätig war. Die neuen Verhältnisse führten dazu, dass zum 1. November 1992 aus der GbR eine GmbH wurde. "Wir hatten viel zu tun. Es flutschte. Sechs Mitarbeiter waren es damals in der Hoch-Zeit", erinnert sich Otto Müller. Einen Namen habe sich die Firma damals gemacht. Doch dann kam auch in der Baubranche der Einbruch. "Wir hatten aber rechtzeitig erkannt, dass man sich auch im Gerüstbau spezialisieren muss. Wir taten das in Richtung Denkmalpflege." Vor allem Kirchtürme, aber auch der Merseburger Dom waren schon von Müllers Gerüsten umgeben. Auf der Burg trugen alle Gebäude, außer der Dicke Heinrich, schon Müllers Gerüste. Sechs Leute konnte man damit allerdings auch nicht mehr halten. Drei sind es heute noch. Und die rüsten nicht nur Denkmale ein, sondern bauen auch Bühnen auf.

Im nächsten Jahr wird Otto Müller 65. "Dann stellen wir den Betrieb ein", erklärt er. Bruder Gerhard hat mit Sohn Alexander längst im Obsthof seine berufliche Erfüllung gefunden. "Meinem 18-jährigen Sohn Matthias habe ich ausgeredet, die Gerüstfirma weiter zu führen. Unsere Mitarbeiter wissen Bescheid und werden vielleicht von der Firma übernommen, an die wir verkaufen. Der Gerüstbau Müller jedenfalls wird nach 15 Jahren von der Bildfläche verschwinden."