Querfurter Burgfest Querfurter Burgfest: Musketiere anstatt edler Rittersleut
Querfurt/MZ. - Schwedenkönig Gustav Adolf hatte das Stadtoberhaupt durch seine Soldaten auf die Burg verbringen lassen, um ihm eine Medaille zu überreichen. Und während das Stadtoberhaupt glaubte, dies sei ein Zeichen für Frieden, hatten die Truppen nur noch wildere Taten im Sinn. "Wenn wir denn das Kirchlein nicht anzünden dürfen, so werden wir eben diese Burg belagern, bis ihr euch eines Besseren besinnt." So geschah es dann auch. Die bunt gemischte Truppe, darunter die Musketiere unter dem Feldherrn Johann Graf von Tilly, eine Kompanie von wilden Schotten mit den berühmten Kilts gekleidet oder die Bürgerwehr aus Schöppenstedt, zog mit Fahnen, Kanonen, Marketenderinnen und Musik vor das Südtor der Burg, um die mit viel Gebrüll und noch lauterem Kanonendonner zu belagern.
Derweil sich ein Teil des Besuchervolkes mit der Burgbesatzung auf die Verteidigung vorbereitete. Am Ende der Belagerung sammelten die Beteiligten ihre Toten und Verletzten ein und zogen in ihr Lager, das sich rings um die Burg erstreckte. Kämpfen ist anstrengend, da muss man sich pflegen und tüchtig bechern, damit das nächste Scharmützel überstanden wird.
Zum ersten Mal stand das Querfurter Burgfest nicht im Zeichen des Mittelalters. "Wir hatten uns lange überlegt, was wir anders machen könnten", erzählte Heiko Einecke, leitender Museologe auf der Burg, am Rande des Festes in einem Gespräch mit der MZ. Da die Stadt Querfurt und die Burg auch im 30-jährigen Krieg eine Rolle spielten, beschlossen die aktuelle Burgbesatzung um Einecke und der Landkreis als "Burgherr" die Schweden anrücken zu lassen.
Gemeinsam haben dann Einecke, Johanna Rudolph sowie Paula Herold (den Querfurtern von vielen Burgfesten her als Produzentin und Darstellerin keine Unbekannte) sowie der Leipziger Helmut Börner, das Spektakel organisiert.
Und den Querfurtern hat es offenbar gefallen, denn sie strömten mit Kind und Kegel herbei. Aber auch aus den näheren und weiteren Umgebung kamen die Besucher. Dieser und jener staunte, dass er ins 17. Jahrhundert geriet, anstatt Ritter und Burgfräulein aus dem Mittelalter zu treffen. Aber das große Spektakel rund um den 30-jährigen Krieg war dann doch mehr als Ersatz für das entgangene Mittelalterfest. Ein Höhepunkt der drei Burgfesttage war wohl die oben beschriebene Belagerung. Die ist historisch überliefert, eben so wie die Tatsache, dass der damalige Querfurter Bürgermeister vom schwedischen König eine Medaille bekommen hat. "Die Burg wurde jedoch niemals eingenommen. Zumindest gibt es dafür keinerlei Hinweise. Als jedoch für die Burgbesatzung Wasser und Nahrung ausgingen, soll sie der Burghauptmann übergeben haben", weiß Heiko Einecke.
So etwas konnte den Festbesuchern keinesfalls passieren, denn für die Versorgung war bestens gesorgt. Fladenbrot, Suppe aus ausgehöhlten Brotlaiben, Fleisch und Pilze aus der Pfanne und allerhand Backwerk wurden verspeist. Wein aus allerhand Obstsorten und Met liefen durch durstige Kehlen. Die Soldaten hatten dafür extra ihre Marketenderinnen im Tross dabei, die immer für volle Becher sorgten. Sogar in die Schlacht zogen die Frauen mit.
Wenn nicht gerade gehauen und gestochen, geschossen und aufgespießt wurde, sorgten Gaukler, Schauspieler, Artisten und Musiker für Abwechslung auf dem Burggelände. Und auch in den Lagern erklangen Dudelsäcke, Pfeifen und Trommeln bis die Schweden am Sonntagabend abzogen und die Burg wieder friedlich über Querfurt wachte.