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Programm "Merks" Programm "Merks": Ist Merseburger Kindersport in Gefahr?

Von Robert Briest 16.03.2017, 10:00
Spaß haben die Kinder beim „Merks“-Programm in der Halle der Grundschule „Otto Lilienthal“.
Spaß haben die Kinder beim „Merks“-Programm in der Halle der Grundschule „Otto Lilienthal“. Peter Wölk

Merseburg - „Merks“, der Merseburger Kindersport, ist eine Erfolgsgeschichte, da sind sich alle Beteiligten einig. Das seit zweieinhalb Jahren laufende Programm hat die motorischen Fähigkeiten der beteiligten Kita- und Schulkinder verbessert und für einen stärkeren Zulauf in den Sportvereinen gesorgt.

Und dennoch sorgte der „Merks“ auf der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses in Merseburg für tiefe Sorgenfalten bei den Mitgliedern und Stadtvertretern. Der Grund dafür: Die Zukunft des Programms ist noch unsicher.

Kindersport-Programm „Merks“ in Merseburg: Pilot-Phase läuft wie geplant Ende März aus

Die Pilot-Phase läuft wie geplant Ende März aus. Eine Anschlussfinanzierung gibt es noch nicht. Dies gilt sowohl für die Sachkosten, die etwa für Infomaterialien oder auch Sportgeräte anfallen, als auch für die wichtigste Stütze des Programms: Benjamin Helbig.

Der studierte Sportwissenschaftler hat das Sportförderprogramm maßgeblich mitentwickelt, Erzieher zu Übungsleitern ausgebildet und koordiniert es derzeit noch. Zum 31. März läuft jedoch seine befristete Stelle aus.

Kindersport-Programm „Merks“ in Merseburg: Das Geld fehlt

Eine Situation, die auch für seinen Chef, Jugend- und Sportamtsleiter Thomas Nemson, unbefriedigend ist. Er hofft, dass man schneller eine Lösung für eine weitere Finanzierung findet, als Helbig anderswo einen neuen Job. Denn selbst, wenn man später Finanzierungswege fände, wäre es schwierig, wenn sich erst jemand Neues einarbeiten müsste. Zudem habe Helbig im Amt zuletzt auch andere Aufgaben übernommen.

Nemson berichtet, dass Bürgermeister Jens Bühligen (CDU) sehr aktiv nach Lösungswegen suche. Einige haben sich jedoch bereits als Sackgasse erwiesen. So etwa die Idee, für Merks eine Stelle über den Landessportbund zu schaffen.

Kindersport-Programm „Merks“ in Merseburg: Finanzierung über Präventionsprojekte der Krankenkassen scheint aus zeitlichen Gründen schwierig

Auch eine Finanzierung über Präventionsprojekte der Krankenkassen scheint aus zeitlichen Gründen schwierig. In Sachsen-Anhalt sei man noch nicht soweit, erklärt der Amtsleiter. „Es fehlen derzeit noch die Arbeitsgruppen, wo man solche Mittel überhaupt beantragen könnte“, fügt er hinzu .

Auch der Versuch, Mittel über den Kreis einzuwerben, brachte bisher nicht das er hoffte Ergebnis, wie Nemson berichtet: Das Gesundheitsamt habe zwar 4.000 Euro zugesagt, ein anderer Topf, aus dem Merseburg gern 9.000 Euro hätte, blieb bisher jedoch verschlossen. Deswegen verzichtet die Stadt derzeit darauf die 4.000 Euro abzurufen, denn ab 31. März fehlt ja der Mitarbeiter, der sie ausgeben könnte.

Kindersport-Programm „Merks“ in Merseburg: Stadt soll Stelle aus dem Haushalt bezahlen

Im Bildungsausschuss war man sich hingegen einig, wie Helbig und damit das „Merks“-Programm in seinem bisherigen Umfang Merseburg erhalten bleiben könnte: Die Stadt soll seine Stelle aus dem Haushalt bezahlen.

Sie sei notwendig, sagte der Vorsitzende Daniel Stahnke (SPD) und kritisierte: „Gerade im Sportbereich haben wir so viele Leute gehen lassen, dass schlicht keiner mehr da ist. Wir können Personalpolitik doch nicht nur mit KW-Vermerken (Wegfall) bestreiten.“ Als Fachausschuss müsse man Akzente setzen, forderte Stahnke und erhielt dafür die Rückendeckung der anderen Ausschussmitglieder.

Kindersport-Programm „Merks“ in Merseburg: Insgesamt 630 Kinder haben bisher an dem Sportprogramm teilgenommen

Ob die jedoch ausreicht auch den Gesamtstadtrat zu überzeugen, steht auf einem anderen Blatt. Die gerade wieder aufgenommenen Haushaltsverhandlungen stehen unter einem klaren Sparzwang, sind eher auf Stellenabbau ausgerichtet. Die besten Argumente für eine Fortfinanzierung lieferte im Ausschuss Helbig selbst.

Er stellte einen Entwurf der Projektevaluation vor. Demnach beteiligen sich aktuell sechs Kitas, drei Grundschulen und drei Horte an „Merks“. Insgesamt 630 Kinder haben bisher an dem Sportprogramm teilgenommen – mit messbarem Erfolg:

So haben laut Helbig Untersuchungen ergeben, dass sich die motorischen Fähigkeiten der beteiligten Kinder um zehn Prozent verbessert hätten. Insbesondere motorisch schlechter veranlagte Kinder würden profitieren.

Kindersport-Programm „Merks“ in Merseburg: Ziel, mehr Kinder in die Sportvereine zu bringen, sei erfüllt worden

Auch das Ziel, mehr Kinder in die Sportvereine zu bringen, sei erfüllt worden. „Im November 2015 waren 186 Kinder im Alter zwischen null und sechs Jahren in Vereinen, ein Jahr später waren es 302“, berichtet der scheidende Projektkoordinator.

Sein Abschied würde indes nicht das gänzliche Ende von „Merks“ bedeuten, sagt Amtsleiter Thomas Nemson. Denn die mehr als 70 dafür ausgebildeten Erzieher in den beteiligten Einrichtungen könnten die Übungen natürlich weiterhin ausführen. „Eine zentrale Koordination wird es jedoch nicht mehr geben“, auch neue Kitas und Schulen kämen dann nicht mehr hinzu. (mz)