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Preiskampf an der Eisdiele Preiskampf an den Eisdielen im Saalekreis: Warum ein leckeres Eis nicht billiger sein kann

Von Michael Bertram 10.05.2016, 07:48
Christian Bianco führt das Eiscafé „Fresco Gelato“ in Merseburg. Kritik von Kunden an den Preisen begegnet er mit Erklärungen zu den Gründen.
Christian Bianco führt das Eiscafé „Fresco Gelato“ in Merseburg. Kritik von Kunden an den Preisen begegnet er mit Erklärungen zu den Gründen. Peter Wölk

Merseburg/Querfurt - „Früher kostete die Kugel Eis nur einen Groschen“, solche oder ähnliche Klagen kann sich Lucia Weber in diesen Tagen wieder regelmäßig anhören. Ob in der Waffel oder in Form von Spaghetti - Eis findet angesichts des sommerlichen Wetters im Saalekreis derzeit wieder reißenden Absatz. Mit Blick auf die Preise reiben sich viele Leckermäuler jedoch die Augen und zeigen sich empört: Warum muss man je Kugel inzwischen bis zu einen Euro zahlen, wo doch die Preise für eine der wichtigsten Zutaten, die Milch nämlich, im Keller sind?

Edle Nüsse und frisches Obst

„Ich kann auch Eis für zehn Cent die Kugel produzieren, aber das schmeckt dann nach nichts“, sagt Lucia Weber. Sie spare nicht bei den anderen Zutaten, verwende edle Nüsse genauso wie frisches Obst oder viele eingelegte Rumrosinen für das Malaga-Eis anstelle von günstigen Aromastoffen. „Das hat dann aber auch seinen Preis“, sagt sie.

Hinzu kommen die über die Jahre gestiegenen Kosten für Löhne und Strom. „Als ich hier 2002 angefangen habe, kostete mich die Kilowattstunde 13 oder 14 Cent“, pflichtet ihr Christian Bianco vom Merseburger Eiscafé „Fresco Gelato“ bei. Heute zahle der Italiener fast das Doppelte. „Bei 45 000 Kilowattstunden im Jahr können Sie sich ausrechnen, wie hoch allein die Stromrechnung ist.“

Hinzu komme die Teuerung bei den Zutaten. Vanille, einst für 80 Euro das Kilo zu kaufen, liegt heute schon bei 150 Euro. Auch die Kakaopreise ziehen derzeit kräftig an. „Bei einigen Sorten müsste ich den Preis sogar erhöhen“, erzählt Lucia Weber.

Da jede Sorte dasselbe kostet, schaffe sie über die günstigeren jedoch den Ausgleich. Kritik von Kunden begegnen die Eiscafé-Inhaber mit Erklärungen. „Das verstehen die meisten dann auch“, betont Christian Bianco.

Preis-Leistung-Verhältnis in Deutschland stimmt

„In Deutschland herrscht im weltweiten Vergleich das beste Preis-Leistung-Verhältnis“, stellt Annalisa Carnio von der Union der Italienischen Speiseeishersteller (Uniteis) klar. „Wenn sie Urlaub in Frankreich, Italien oder Spanien machen, dann zahlen die Deutschen sogar drei Euro, und hier beklagen sie sich.“

Sie freue sich, dass der Genuss von Eis bei vielen Kindheitserinnerungen weckt und sich Nostalgie breitmacht. „Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass in all den Jahren allein Mieten und Strom deutlich teurer geworden sind. Bei den ersten Gastarbeitern, die Eisdielen eröffnet haben, stand noch die Familie hinter der Theke, um zu helfen, da wurden noch nicht einmal Renten- und sonstige Sozialabgaben entrichtet.“

Preise von 80 Cent bis einen Euro in kleineren Städten wie Merseburg sind laut der Lobbyistin vertretbar. Zumal die Kugeln in der Regel auch größer geworden seien. Hätte eine Eiskugel in den 70er Jahren noch 25 bis 30 Gramm gewogen, landeten heute bis zu 100 Gramm schwere Brocken in der Waffel. „Man darf auch nicht vergessen, dass Eis ein Lebensmittel ist, das mit handwerklichem Geschick aufwendig hergestellt wird“, sagt Carnio. (mz)