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Plan mit Gefahrenpotenzial Plan mit Gefahrenpotenzial: Abfallfirma in Steigra will Gesamtlagermenge erhöhen

Von Anke Losack 05.05.2019, 13:00
Maschinenführer Christoph Rosentreter arbeitet mit dem Radlader auf dem Firmengelände in Steigra.
Maschinenführer Christoph Rosentreter arbeitet mit dem Radlader auf dem Firmengelände in Steigra. Katrin Sieler

Steigra - Im August 2017 hat ein Großbrand auf dem Gelände einer Abfallbehandlungsfirma in Steigra für Aufsehen gesorgt. Feuerwehrleute kämpften 36 Stunden gegen die Flammen. Durch den Brand, laut Polizei ausgelöst durch einen technischen Defekt, entstand ein Schaden von rund vier Millionen Euro. Das Unternehmen produziert wieder, ließ dafür eine neue Halle errichten. Und nun hat es beim Landesverwaltungsamt den Antrag gestellt, Durchsatz- und Lagermenge erhöhen zu können. Steigras Gemeinderat zeigt sich nicht begeistert von den Plänen. Beim Landkreis gibt es seitens des Brandschutzes erhebliche Bedenken.

Jahresdurchsatzmenge von 80.000 Tonnen auf 140.000 Tonnen steigern

Auf dem Gelände in Steigra produziert das Tochterunternehmen der Hartung Group mit Sitz in Baden-Württemberg Ersatzbrennstoffe. Dafür werden Plastikabfälle zerkleinert und mit Textilresten versetzt. Die Firma will nun die Jahresdurchsatzmenge von derzeit 80.000 Tonnen auf 140.000 Tonnen steigern und die Gesamtlagermenge von 240 Tonnen auf 2200 Tonnen erhöhen. Zusätzlich sollen neue, laut Landkreis jedoch nicht gefährliche, Abfallarten einfließen. Auch Sonn- und Feiertagsarbeit wurden beantragt.

Für die geplante Erhöhung der Durchsatz- als auch Lagermenge gibt es Brandschutz-Bedenken. „Das Gefahrenpotenzial wird erheblich gesteigert“, so Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch. Beim Brand 2017 hat es große Probleme hinsichtlich einer kontinuierlichen Löschwasserversorgung gegeben. Seinerzeit musste eine Schlauchleitung von der Unstrut gelegt und betrieben werden. „Der im vorgelegten Brandschutzkonzept berechnete Löschwasserbedarf scheint aus Sicht des Landkreises als zu niedrig angesetzt“, sagt die Sprecherin.

Forderung nach Löschwasserteich 

Er müsse erheblich angehoben werden. Vonseiten des Brandschutzes sei deswegen unter anderem gefordert worden, so Küpperbusch, dass ein Löschwasserteich mit einem Fassungsvermögen von mindestens 5000 Kubikmetern zu errichten ist. Zum Brandschutz hat sich Kay-Uwe Böttcher (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weida-Land, zu der Steigra gehört, in seiner abzugebenden Stellungnahme „deutlich artikuliert“, wie er sagt. „Wir dringen darauf, dass aufgrund der großen Brände der zurückliegenden Jahre der Brandschutz oberste Priorität hat.“

Wie Dorothee Seifert, die Geschäftsführerin der Firma in Steigra auf MZ-Anfrage erklärt, seien bei der jetzigen Anlage bereits erhöhte Brandschutz-Anforderungen umgesetzt. „Wir haben beispielsweise eine vollautomatische Sprühflutlöschanlage über der gesamten Anlagentechnik und müssen mehr Löschwasser vorhalten.“ Auf ein entsprechendes Brandschutzkonzept habe man sich nach dem Brand 2017 beim Bauantrag der neuen Halle mit der Verbandsgemeinde verständigt.

Ersatzbrennstoff für Kohle

Mit der Erweiterung der Durchsatz- und Lagermenge wird noch mehr Löschwasser verlangt. Mit großen Löschteichen könne das umgesetzt werden, sagt Seifert. „Wir würden dafür noch weiteres ertüchtigen.“ Zum Vorhaben selbst erklärt sie, dass keine baulichen Veränderungen an der Halle vorgenommen werden sollen. Die Erhöhung der Gesamtlagermenge beziehe sich größtenteils auf Außenlagerboxen, wo Kunststoffballen von Steinen umfasst sind. „Wir benötigen diese Zwischenpuffer, um flexibler zu sein“, sagt sie.

Die Steigerung der Durchsatzkapazität sei beantragt worden, weil die Maschinen mehr leisten können. „Die Zeit, die uns produktionsmäßig zur Verfügung steht, dürfen wir derzeit aber nicht voll ausnutzen.“ Die Firma, die Zementwerke beliefert, will mit dem Vorhaben auf die gestiegene Nachfrage nach Ersatzbrennstoffen reagieren. „In der Zementindustrie ist der Trend, die Braunkohle immer mehr durch Ersatzbrennstoffe zu ersetzen“, sagt sie.

Gemeinderat sieht Pläne kritisch: Zu viel Gefahrenpotential

Der Gemeinderat von Steigra sieht die Pläne der Firma kritisch. In der jüngsten Sitzung ist dazu das gemeindliche Einvernehmen versagt worden. Zum einen wegen des Brandschutzes. Zum anderen müsse die Lärmbelästigung überprüft werden, so Gemeinderat Thomas Schäfer. Wie Maria Wrede, Bauamtsleiterin im Weida-Land, daraufhin erklärt, hat die Gemeinde Lärm- und Brandschutz nicht abzuprüfen. Das müsse durch das Landesverwaltungsamt als Genehmigungsbehörde geschehen.

Nach Angaben von Küpperbusch hat das Landesverwaltungsamt den Antrag der Firma mit der Bitte um Prüfung und Stellungnahme an den Landkreis übergeben. So werde das neue Brandschutzkonzept des Unternehmens gerade durch einen externen Ingenieur für Brandschutz geprüft, fügt sie an. „Eine Aussage über die Zulässigkeit des Vorhabens kann daher noch nicht getroffen werden.“ (mz)