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Pilz des Jahres Pilz des Jahres: Papageigrüner Saftling prämiert

Von Gisela Jäger 31.03.2003, 14:59

Ziegelroda/MZ. - Wie in den Jahren zuvor gab es gute Gründe eine Pilzart auszuwählen, die ihren Lebensraum auf ungedüngten oder allenfalls extensiv genutzten Wiesen wie Magerrasen, Dünenstandorte, alpine Matten oder auch auf ungedüngten Zierrasenflächen in Gärten und Parks findet.

Denn mit dem Papageigrünen Saftling wird auf ökologisch wertvolle Biotope aufmerksam gemacht. Die Pilzflora genannter Biotope ist überaus reich und wird sehr leicht empfindlich gestört, sobald diese anfälligen Habitate landwirtschaftlicher Intensivnutzung mit Gülle- und Kunstdüngung, Pestizideinsatz und übermäßig häufiger Mahd anheimfallen.

Mit dem Pilz des Jahres 2003 wird einerseits auf die starke Bedrohung der Pilze auf Wiesen und Weiden hingewiesen, andererseits soll auf eine Art aus der großen Familie der Saftlinge aufmerksam gemacht werden, die durch ihre Farbenpracht auffallen. Nicht von ungefähr nennt man die bunten Saftlinge (Hygrocybe) schon mal die "Orchideen unter den Pilzen".

Es gibt so u.a. knallrote, rosafarbene, gelbe, violette, braune, graue und weiße Arten und eben auch diesen papageigrünen, exotisch anmutenden Saftling. Zunächst ist sein durchscheinend geriefter Hut feucht glänzend und grün, der erst im Alter ins gelbliche bis orangegelbe ausblasst und selten breiter als fünf Zentimeter wird. Die Lamellen heben sich weißlich- gelb ab und der Stiel ist glatt, tiefgrün bis ocker- orangefarben zur Stielbasis hin, der wie der Hut bei Feuchtigkeit schleimig-schmierig ist.

Der nicht für Speisezwecke geeignete Pilz bevorzugt naturnahe Wiesen der Mittelgebirge, wie Erzgebirge oder Harz und wächst gern in Gesellschaft anderer Saftlinge und Pilzarten wie Rötlinge, Erdzungen, Boviste und verschiedene Korallen- und Keulenpilze in großer Vielfalt. Je artenreicher eine "Saftlingswiese" ist, desto wertvoller ist sie als Lebensraum für eine eindrucksvolle Lebensgemeinschaft, zu der neben Kräutern, Gräsern und Pilzen auch Kriechtiere, Insekten und zahlreiche Mikroorganismen im Boden zählen. In unserer Saale- Unstrut- Region wurde der Papageigrüne Saftling nur an sehr wenigen Standorten auf Magerrasenflächen ganz vereinzelt gefunden, da oft die gewünschte Luftfeuchtigkeit in unserem trocken- warmen Klima fehlt.

So faszinierend farbenfroh die Saftlinge auch sind, sie werfen für die Mykologen noch viele Fragen auf. Es ist noch unbekannt, warum die Saftlinge bei uns auf Wiesen wachsen, während man sie auf anderen Kontinenten oft in Wäldern findet. Ein weiteres ungelöstes Rätsel: das intime Zusammenleben der Saftlinge mit Gräsern und Kräutern auf unseren Wiesen.

Die Entschlüsselung könnte zum besseren Verständnis des bisher bekannten Lebensraums Wiese beitragen und noch bestehende Geheimnisse der Komplexität und Vielfalt der Wiesen preisgeben.