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Peers-Projekt Peers-Projekt: Wenn junge Menschen mit Jugendlichen Über Drogen reden

Von Robert Briest 09.02.2019, 17:00
Svenja Gröber und Antonia Paschke zählen zu den Verantwortlichen des Peer-Projekts an der Hochschule Merseburg.
Svenja Gröber und Antonia Paschke zählen zu den Verantwortlichen des Peer-Projekts an der Hochschule Merseburg. Peter Wölk

Merseburg - Straßenverkehr und Drogen sind meist eine schlechte Kombination. In den Jahren 2013 bis 2017 verursachten im Saalekreis Fahrer, die unter Einfluss von Alkohol- oder anderen Rauschmitteln standen 543 Unfälle. Dabei wurden 211 Menschen verletzt, vier getötet. Die Hochschule Merseburg will helfen diese Zahlen zu senken. Ihr „Peer-Projekt“ zielt dabei auf die Fahrschüler. „Wir gehen in Fahrschulen und übernehmen dort eine Stunde zum Thema Trink-und Fahrverhalten. Es ist ein Unfallpräventionsprojekt“, erklärt Svenja Gröber.

Sie gehört zu den Studenten des Studiengangs Soziale Arbeit, die sich an dem Projekt beteiligen, sowohl als Organisatoren, als auch als Peers. Der Begriff meint hier Menschen, die ein ähnliches Alter und einen ähnlichen Hintergrund haben wie die Fahrschüler, ihre Sprache sprechen. Dies soll eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglichen außerhalb des klassischen Lehrer-Schüler-Schemas. Und noch etwas anderes unterscheidet das Peer-Projekt vom klassischen Fahrschulangebot.

Folgen und Sanktionen von alkoholisiertem Fahren

Während es dort theoretisch um die Folgen und Sanktionen von alkoholisiertem Fahren geht, verfolgt das ursprünglich von der Hochschule Magdeburg entwickelte und nun an mehreren weiteren Standorten ausprobierte Peer-Projekt einen akzeptierenden Ansatz gegenüber Rauschmitteln. „Das bedeutet nicht, dass für Drogen geworben wird“, erklärt Gröber. Aber man gehe davon aus, dass die jungen Menschen schon direkt oder indirekt mit Drogen in Berührung gekommen sind, ergänzt ihre Kommilitonin Antonia Paschke.

Bei diesen Erfahrungen setzt das Peer-Projekt an. Die Stunde in der Fahrschule, die nicht als Frontalunterricht gehalten wird, beginnen die Peers mit einem Positionierungsspiel, berichtet Gröber. Die Fahrschüler sollen sich zu bestimmten Situationen verhalten, etwa: Würden sie noch zu ihren Eltern ins Auto steigen, wenn die schon ein paar Cocktails getrunken haben? „Manche haben da Vertrauen in ihre Eltern, für andere ist es ein No-go.“

Drogen: Im normalen Fahrschulunterricht spielen solche Fragen eher keine Rolle

In normalen Fahrschulunterricht würden solche Fragen eher keine Rolle spielen, sagt Gundula Barsch, die als Professorin an der Hochschule viel zum Thema Drogen forscht und auch das Peer-Projekt betreut. „Aber solche Situationen kommen halt vor.“ Im Peer-Projekt könnten die Fahrschüler sich dem Konflikt, der sich ergibt, stellen, ohne den Druck, der mit einer solchen Situation verbunden ist, zu spüren.

Bartsch berichtet, dass es bei den Stunden in den Fahrschulen nicht nur um Drogen gehe, sondern um einen breiteren Ansatz, der auch Müdigkeit, Wut oder Trauer umfasse, die die Fahrtüchtigkeit einschränken können. Und es gehe um Verantwortung. Die Jugendlichen sollten verstehen, wer von ihrem Handeln im Straßenverkehr betroffen ist, sagt Barsch, denn bei vielen Alkoholunfällen seien die Opfer nicht die Fahrer.

Ronny Schmidt aus Braunsbedra ist seit zwei Jahren eine der bisher sechs Partnerfahrschulen des Projekts

Ronny Schmidt aus Braunsbedra ist seit zwei Jahren eine der bisher sechs Partnerfahrschulen des Projekts. Er sagt, er habe zwar selbst noch keine Stunde besucht, will aber weiter an dem Projekt festhalten. Im normalen Theorieunterricht käme das Thema Alkohol und Drogen zwar vor, aber es gehe da eher darum, welche Auswirkungen es hat, wenn die Fahrer damit erwischt würden.

Barsch und ihre Studenten wünschen sich derweil weitere Partner, nicht nur bei den Fahrschulen, sondern auch freiwillige junge Menschen, die als Peers fungieren wollen. „Wenn es gelingt, soll es ein ehrenamtliches Projekt werden“, sagt Barsch. Freiwillige würden dann wie bisher die Studenten Lehrgänge erhalten, damit sie die Diskussionen in den Fahrschulen moderieren und Fragen beantworten können, um so zum Hauptziel beizutragen, dass die Professorin so formuliert: „Das, worauf es ankommt, ist, dass jeder gesund nach Hause kommt.“ (mz)